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Allein schlafen

Warum nicht auch in einer Beziehung (ab und zu) getrennt schlafen?!

Ich habe das Gefühl, das Thema mit dem Schlafen – ob zusammen oder getrennt – ist in vielen Beziehungen ein heikles Thema. Öfter höre ich in Gesprächen, gerade vor allem mit Frauen, heraus, dass der Wunsch, wenigstens ab und an alleine zu schlafen des Öfteren besteht, sie es aber in der Beziehung nicht umsetzen, weil sie sich nicht trauen zu diesem Wunsch zu stehen und den Mann damit auch nicht verletzen wollen.

Eine der häufigsten Gründe für den Wunsch nach einem eigenen Schlafraum ist sicherlich das Schnarchen eines Partners, der die Schlafqualität des Anderen nicht unermesslich mindert. Manche Menschen haben aber auch nur einen leichten Schlaf, sind sehr Geräusch-sensibel und wachen oft auf, wenn sich Fremdbewegung oder -geräusche mit im Raum befinden. Auch Schichtarbeit oder durch den Alltag bedingte unterschiedliche Schlafenszeiten können Gründe sein, unabhängig von dem Anderen seine Nacht verbringen zu wollen.

Natürlich muss man über das Thema nicht nachdenken, wenn für beide Partner alles in Ordnung ist mit der Schlafsituation und beide gemeinsam gut in Gegenwart des Anderen schlafen können. Ebenso sind getrennte Schlafzimmer unnötig, wenn beide schnarchen und sich keiner gestört fühlt, wenn nur einer schnarcht, der Nicht-Schnarcher sich ebenfalls in keiner Form gestört fühlt und trotz Geräuschquelle qualitativ hochwertigen Schlaf bekommt und an den meisten Tagen erholt aufwacht. Auch ist das sicherlich keine Option für Pärchen, die sich nachts brauchen, weil sie die typischen Kuschel-Schläfer sind. Menschen, die sich ohne den Anderen alleingelassen fühlen, denen kühl ist ohne den Partner und die nachts zum Wohlbefinden Körperkontakt brauchen.

Getrennte Betten sagen nichts über den Wert der Beziehung aus

Es gibt viele Artikel im Netz oder in Zeitschriften, in denen sich Beziehungsforscher kritisch äußern zu getrennten Schlafzimmern in Beziehungen äußern und setzen getrennt verbrachte Nächte schnell mit körperlicher Entfremdung gleich. Was natürlich Unsinn ist, wenn man sich anschaut, wie viele Paare jahrzehntelang nebeneinander schlafen und zum Teil fast ebenso lang kein aktives Liebesleben mehr haben. Auch in den Beziehungen selbst wird der von einem Partner geäußerte Wunsch nach einem eigenen Schlafraum schnell mit fehlender Liebe, mangelnder Lust nach Sexualität und Intimität wahrgenommen und mit einem Weg ins Aus der gemeinsamen Zeit gleichgesetzt.

Das ist jedoch etwas vorschnell gedacht. Niemand muss sich durch das Bedürfnis nach erholsamem und ruhigem Schlaf zurückgestoßen oder gar verletzt fühlen. Denn so ist das in den meisten Fällen gar nicht gemeint und hat eher lebenspraktische und plausible, am Wohlbefinden orientierte Gründe.

Auch eine Ehe verpflichtet nicht zu einem gemeinsamen Schlafzimmer

Obwohl in unserem Kulturkreis das Schlafen in einem gemeinsamen Bett für (Ehe-)Paare suggeriert wird und es schnell als verwirrend empfunden wird, wenn Paare äußern, dass sie nicht zusammen nächtigen, ist dies trotzdem kein Gesetz. Paare dürfen dies völlig frei von äußeren Meinungen für sich und das eigene Zusammensein oder eben auch für ein (gelegentliches) Getrennt-schlafen entscheiden.

Guter Schlaf ist wichtig 

Forscher informieren uns regelmäßig darüber, wie wichtig Schlaf für uns ist. Immer wieder lesen oder hören wir etwas in den Medien, dass hochwertiger und ausreichender Schlaf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden enorm unterstützen. Er verbessert unser Immunsystem, unterstützt Genesung, wenn uns doch mal ein Virus ereilt hat oder wir krank sind. Außerdem erleichtert guter Schlaf alle Lernprozesse, weil unser Gedächtnis auf ausreichend Schlaf angewiesen ist, um im Schlaf neue Informationen und zu verarbeitende Reize vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis transportiert und ablegt, um sie dort für einen späteren Abruf bereitzuhalten.

Viele schwangere Frauen und frischgebackene Eltern können ein Lied singen von zu wenig Schlaf oder diesen nur mit vielen Unterbrechungen erleben zu können. In dieser Zeit leben die jungen Eltern mit vielen To-Do-Listen und Merkzettelchen, die überall liegen und hängen, damit nichts vergessen wird. Und trotz dass das zum Eltern-Dasein mit Neugeborenen und Kleinkindern ganz natürlich dazugehört, macht dieser Faktor den Eltern oft am meisten zu schaffen. Jedoch sind diese Störungen nur für einen absehbaren Zeitraum vorhanden. Mit dem Älterwerden der Kinder, nehmen auch die nächtlichen Störungen ab und irgendwann hat man dann seine Nachtruhe wieder ungestört für sich.

In einer Beziehung jedoch, in der ein Partner sich durch die Anwesenheit des Anderen in seinem Schlaf dauerhaft gestört fühlt, weil er schnarcht, sich nachts oft bewegt, generell unruhig schläft oder zu anderen Zeiten ins Bett geht bzw. aufsteht als man selber, sind diese Störungen ein Dauerzustand.

Neulich offenbarte mir eine Freundin: „Wenn wir am Wochenende mit unserer Mädelsrunde wegfahren, freue ich mich auf Euch. Und vor allem auch darauf, die Nacht mal für mich allein zu haben.“ Ich finde es sehr schade, dass sich Menschen in dem Bezug so einschränken und ihren natürlichen Bedürfnisse nach ungestörtem Schlaf nicht regelmäßig nachkommen.

Der Schlaf der Nacht beeinflusst unser Befinden am Tag

Jeder kennt das Gefühl an einem Tag, nachdem die Nacht zu kurz, sehr unruhig oder gänzlich schlaflos war. Je weniger Schlaf wir bekommen haben, umso unpässlicher fühlen wir uns am darauffolgenden Tag. Wir fühlen uns unwohl, müde, ausgelaugt oder gar kränklich. Auch die Psyche leidet unter gestörtem Schlaf.

Menschen, die unter Depressionen leiden, kennen meistens auch Schlafstörungen. Diese sind symptomatisch unter dem Beschwerdebild mit vertreten, begleiten eine Depression als Nebenwirkungen und stellen nicht selten einen Teufelskreis dar, weil die Betroffenen viel müde sind und sich niedergedrückt fühlen, sie haben ein sehr ausgeprägtes Schlafbedürfnis, die Tage erscheinen ihnen überdimensional lang (was ja logisch ist, wenn man nachts nicht schlafen kann und tagsüber dann müde ist) und nachts finden sie nicht den langersehnten Schlaf, was sie zusätzlich verzweifeln lässt. Da beisst sich die Katze in den Schwanz.

Frauen schlafen besser ohne Mann

Verhaltensbiologen haben Paarschlaf untersucht und herausgefunden, dass Frauen evolutionsbedingt und biologisch gesehen einen leichteren und sensibleren Schlaf haben. Sie konnten feststellen, dass 65 Prozent der Frauen unter Schlafstörungen leiden, wenn der Partner neben ihnen liegt, dagegen jedoch nur etwa 20 Prozent der Männer.

Generell konnten sie nachweisen, dass Frauen wesentlich empfindlicher auf Außenreize reagierten als die Männer. Frauen sind mit ihrer Wahrnehmung auch im Schlaf sehr im Außen orientiert, haben oft ein Ohr bei den Kindern. Ich nenne es gern das „Mama-Ohr“ (in meinem Kopf taucht da immer gleich das Bild einer Katze  beim Dösen auf: es sieht zwar aus als schläft sie, bewegt man sich aber im Raum, regt sich die Miez selbst zwar nicht, doch ihre Ohren zeigen an, dass sie weiß, was um sie herum passiert!).

Gleichzeitig fanden die Forscher heraus, dass die Männer wesentlich besser schlafen, wenn die Partnerin dabei ist. Das ist natürlich schön zu hören, erklärt dann auch die Kränkung des Mannes, wenn die Frau freiwillig und gern aus dem gemeinsamen Schlafzimmer auszieht. Jedoch sind das zwei wichtige Fakten, die so nicht dauerhaft zusammenpassen. Bei einem gemeinsamen Schlafzimmer hat in einer Beziehung, in der sich mindestens ein Partner ein eigenes Schlafzimmer wünscht, einer dauerhaft das Nachsehen, wenn nicht für die Bedürfnisse aller Beteiligten eine gute Lösung gefunden wird.

Getrennte Schlafzimmer sind keine unumstößliche Entscheidung

Um beiden Geschlechtern also gerecht zu werden, scheint es tatsächlich von Vorteil, wenn man zwei Schlafzimmer einrichtet bzw. neben dem partnerschaftlichen oder ehelichen Schlafplatz einen weiteren Raum so einrichtet, dass er gemütlich ist und zur Not tatsächlich auch dort eine Schlafstelle hergerichtet werden kann. Das heißt ja noch lange nicht, dass man immer getrennt schlafen muss. Selbst wenn es zwei komplett eingerichtete Schlafzimmer gibt, ist auch dann nicht festgelegt, dass das Paar immer getrennt schlafen muss. Niemand erlegt den Beiden das auf. Ganz im Gegenteil. Das Pärchen kann dies dann nach Lust, Laune, Befinden und Alltagsumständen jede Nacht neu entscheiden und regulieren.

Während manche Paare vielleicht täglich neu entscheiden, hat sich bei anderen eingependelt, dass sie nur an den Wochenenden gemeinsam schlafen. Wieder andere machen das vom beruflichen Schichtsystem abhängig oder orientieren sich an den nächtlichen Bedürfnissen der Kinder.

Jedes Paar darf sich da frei fühlen, das für sich zu entscheiden. Es gibt keine gesellschaftlichen Normen, die es einzuhalten gilt. Lass Dich nicht einschränken, wenn Du das Gefühl hast, dass Du allein besser schlafen würdest und gern ab und an alleine schlafen möchtest. Scheu Dich nicht, diesen Wunsch auch frei zu äußern. Und sage auch deutlich, wenn beispielsweise Ohrstöpsel für Dich keine Option für ruhige Nächte sind.

Unterdrückt einer in einer Partnerschaft über lange Zeit seine Wünsche und Bedürfnisse führt dies nur zu Frust und verhärteten Fronten. Und das steht letztlich einem zufriedenen Liebesleben mehr im Wege als getrennte Betten.

♥ In diesem Sinne: Fühlt Euch frei! ♥

 

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