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Vergebung

Vergebung als Weg zu Heilung

Wollen wir nicht alle glücklich sein? Doch warum sind wir es dann so häufig nicht?

Im Laufe unseres Lebens haben wir viele Verletzungen erlebt und können uns auch in Zukunft nicht davor schützen. Zumindest nicht in dem Sinne, dass wir ausschließen können, dass Menschen uns etwas sagen oder tun, was das Potenzial haben könnte uns in irgendeiner Form weh zu tut (was nicht heißen soll, dass es der Gegenüber auch so gemeint hat).

Viele unserer emotionalen Wunden sind alt. Zu einem großen Teil stammen sie sogar noch aus unserer Kindheit. Und damit aus einer Zeit, in der wir nicht selbst formulieren konnten, was genau wir brauchten bzw. konnten wir nicht darauf einwirken, ob die Menschen in unserer Umgebung in der Lage waren unsere Bedürfnisse zu erkennen und zu stillen.

Sollen alte Verletzungen endlich heilen, wünschen sich viele Menschen, dass sich die Personen, die diese emotionalen und seelischen Wunden verursacht haben, Einsicht in ihr (vergangenes) Tun gewinnen und uns um Verzeihung bitten. Uns zum Beispiel sagen, dass sie wissen und verstehen, dass sie etwas gemacht haben, dass uns nicht zuträglich war, dass sie wissen, wie sehr sie uns verletzt haben.

Doch diesen Weg erfahren nur die Wenigsten. Wir können andere Menschen nicht zwingen, sich bei uns zu entschuldigen. Davon mal abgesehen, dass solch eine Entschuldigung gar keinen moralischen Wert hätte. Und selbst wenn dies passiert und sich der Gegenüber, der uns irgendwann einmal verletzt hat, bei uns entschuldigt, heisst auch das noch lange nicht, dass diese Entschuldigung heilen kann, was verletzt wurde. Auch erleben manche Menschen noch die Wunden von Verletzungen, die von anderen Menschen verursacht wurde, die heute vielleicht selbst schon nicht einmal mehr leben. Es ist wahrlich kein seltenes Phänomen, dass Verletzungen die Menschen überleben, die sie verursacht haben.

Doch was tun, wenn auf diesem Wege keine Möglichkeit besteht, die immer wieder aufreißenden Wunden zu verschließen und endlich Frieden zu finden?!

Auswirkungen von Unvergebenheit

Oft werden Verletzungen über viele Jahre, wenn nicht gar ein ganzes Leben lang mit sich herumgetragen. Sie lassen den Menschen hart, bitter, depressiv, zornig, distanziert und/oder hasserfüllt werden. Und nicht selten werden aus solchen verletzten Gefühlen Menschen selbst zu Menschen, die anderen weh tun.

Nicht zu vergeben führt auf Dauer zu einem erhöhten Stresslevel, zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen, Schmerzstörungen, psychischen Erkrankungen, einem anfälligen Immunsystem und einer Neigung zu entzündlichen Erkrankungen im gesamten Organismus.

Auch kann sich Nicht-Vergeben generationsübergreifend fortpflanzen. Es wird über die Erziehung und das Verhalten als Eltern weitergegeben. Es verankert sich in der elterlichen Sicht auf die Dinge, im Werte- und Normensystem von Eltern bzw. Elternteilen, und wird so geradewegs an die Kinder vermittelt, mit eben dieser subjektiven Sicht auf die Dinge, die ihnen die eigenen Erfahrungen vermittelt haben. Das ist sehr dramatisch, da diese Eltern ihren Kindern Erfahrungen vermitteln, die diese selbst gar nicht erleben und erfahren konnten. Die Sicht der Kinder nimmt dieselbe Färbung an wie die der Eltern, ohne jedoch auf einen persönlichen Hintergrund zu fußen. Der Kinderblick ist nicht mehr offen und unverstellt. Und so können Ablehnung und Widerstand weitergegeben werden, ohne das für das Individuum ein Grund dafür besteht. Ein Phänomen, das gar nicht so selten unter den Menschen existiert, wie im ersten Moment angenommen. Und so kommt es, dass Menschen Gefühle der Angst oder Ablehnung in sich tragen, ohne den Ursprung zu kennen, weil es für sie selbst gar keinen realen Ursprung gibt. Und wir gehen immer zuerst davon aus, dass wir schlechte Erfahrungen selbst gemacht haben müssen, um diese Angst bzw. Ablehnung aufzubauen.

Diese Vorgänge können sich dann auch auf unsere Gesellschaft ausweiten. Uns beispielsweise unempathisch unserem Umfeld gegenüber werden lassen, unsensibel gegenüber anderen Lebewesen, der Natur und unserem ganzen Planeten.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Vergebung

Indes ist nicht mehr unbekannt, dass der Mensch ein ganzheitliches Wesen ist. Das heisst, dass alles, was wir tun oder eben auch nicht tun, einen Einfluss auf uns, unser Befinden, unsere Gedanken und Gefühle hat.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die Weigerung zu vergeben Auswirkungen auf Körper und Seele hat. Nicht zu vergeben bedeutet, an Wut und Groll festzuhalten und ihn jahre-, vielleicht gar jahrzehntelang in sich aktiv und lebendig zu halten, ihn immer wieder mit den alten Geschichten zu befeuern und seine Dynamik am Laufen zu halten.

Vergleichbar mit den Schürfwunden, die wir uns alle in Kindertagen so zahlreich zugezogen haben und die viele Tage nach der Verletzung unsere Aufmerksamkeit fesselte und wir immer wieder in den Heilungsprozess eingriffen, weil der Schorf störte, die Haut darunter an den betroffenen Hautstellen beim Verheilen ziepte und juckte, der Schorf jedoch verhinderte, dass man sich richtig kratzen konnte und man irgendwie ständig animiert war, zu piepeln. Immer in dem Versuch, den Schorf so schnell wie möglich loszuwerden. Wie oft sind dabei die Wunden erneut auf- oder zumindest eingerissen und haben erneut geblutet, was die Heilung nur noch mehr hinauszögerte.

Mit der Weigerung zu vergeben, verhält es sich im Grunde ähnlich. Immer wieder die Vorwürfe hochholen, die uns emotional negativ an die Person binden, mit der wir eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen, ist ein sehr subtiler und vor allem paradoxer Mechanismus. Wir erhalten damit selbst, was wir im Grunde zwingend loswerden wollen. Dabei sind wir nur selbst dafür verantwortlich, dass uns die schmerzhaften Ereignisse noch nicht verlassen haben.

Dabei verbessert die Praxis der Vergebung beispielsweise Depressionen, reduziert Wut, macht Menschen ausgeglichener, hoffnungsvoller und stärkt das Selbstvertrauen. Außerdem ist nachgewiesen, dass Menschen, die in der Lage sind zu vergeben, weniger über psychische als auch physische Probleme klagen. Diese Menschen leiden generell weniger unter Stresssymptomen.

Andersherum bedeutet die Weigerung zu vergeben also einen insgesamt stressvolleren Gesamtzustand, weil der Ausstoß an Adrenalin dauerhaft erhöht ist, was Herz und Seele gleichzeitig in Mitleidenschaft zieht. Die Forschung geht davon aus, dass durch das Nicht-vergeben Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Angststörungen, Depressionen und Schlafstörungen begünstigt werden. Ebenso wie Magen-Darm-Erkrankungen, Migräne, Rückenschmerzen und sogar Krebs.

Heilung durch Vergebung

Heilung können wir nur durch uns selbst finden. In uns selbst. Und Vergebung ist dafür ein sehr mächtiges und wichtiges Werkzeug. Jedoch ist vergeben selten ein leichter Weg. Vor allem dann nicht, wenn der Schmerz tiefe Wunden in der Seele hinterlassen hat und dazu noch von einem Menschen verursacht wurde, der uns emotional nahe stand oder auch immer noch nahesteht.

Dennoch ist Vergebung ein äußerst bedeutendes Werkzeug, um die eigene verletzte Seele zu heilen. Sie kann helfen die alten Verletzungen zu verarbeiten, sich nicht mehr als „Opfer“ zu fühlen und hilft zu vermeiden selbst zu einem Menschen zu werden, der andere verletzt.

Loslassen ist ein wichtiger Teil von Vergebung

Um uns nicht sinnlos in unserem eigenen Drama zu verfangen, ist auch Loslassen ein wichtiger Aspekt von Vergebung. Loslassen bedeutet, die Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind, ziehen zu lassen. Sie nicht wieder und wieder durchzukauen, Revue passieren zu lassen und Menschen – oder gar sich selbst – immer wieder mit Vorwürfen und alten Geschehnissen zu konfrontieren. Loslassen bedeutet auch, den Groll oder Hass nicht weiter aufrechtzuerhalten, der mit diesen Erfahrungen einhergeht.

Allerdings bedeutet Loslassen nicht, dass man entschuldigt, hinnimmt oder toleriert, was der andere getan hat oder immer noch tut. Ganz im Gegenteil. Es bedeutet auch nicht, dass wir nur aufgrund des Vergebens weiterhin Kontakt mit diesem Menschen haben müssen, der uns verletzt hat. Manchmal sind Menschen schon aus dem Leben geschieden und trotzdem sind die von ihm oder ihr zugefügten Verletzungen in uns noch immer aktiv. Denn auch der Tod beendet diesen Schmerz nicht automatisch. Vergebung bedeutet, dass wir den Menschen, der verletzt hat, aus seiner Schuld uns gegenüber entlassen, wir ihn unsererseits nicht weiter an das binden, was er getan hat. Was derjenige mit seiner Schuld selbst tut, ist nicht mehr in unserer Verantwortung. Das ist dann ganz allein an ihm und hat mit uns nichts mehr zu tun.

Vergebung bedeutet auch, Unmut, Groll, Wut, Hass, Zorn, negative und niederträchtige Gedanken oder gar Gedanken der Rache loszulassen, um frei zu werden und aus dem ewigen Rad der Vorwürfe und schmerzlichen Erinnerungen auszusteigen, um an dessen Stelle Frieden einkehren zu lassen.

Akzeptiere Deine Verletztheit

Gestehe Dir Deinen Schmerz zu. Schiebe ihn nicht weg. Wenn Du ihn zu ignorieren versuchst, bleibt er im Hintergrund immer da und vergiftet Deine Seele. Auch auf Deinen Körper wird dieses Gift früher oder später übergehen und sich in unklaren Symptomen äußern, in Beschwerden, für die es (wahrscheinlich) keine körperliche Ursache gibt.

Sieh Dir an, wie sich Deine erfahrenen Verletzungen äußern und nimm sie liebevoll an. Auch wenn sie nach Heilung verlangen, gehören sie zu Dir wie alle anderen Erfahrungen auch. Heilung bedeutet ja auch nicht auslöschen oder vergessen. Heilung bedeutet, dass das, was geschehen ist, losgelassen werden darf. Es darf „heilen“.

Echte und aufrichtig gemeinte Vergebung hat die Kraft zu transformieren. Dich und Deinen Blick auf die Dinge. Deine Sicht auf das Leben. Und ebenso Deine Sicht auf die Person, die Dich verletzt hat. Und nicht zuletzt transformiert sie natürlich auch die Krankheiten, die mit Deinen schmerzlichen Erfahrungen in Verbindung stehen.

Die Zeit heilt alle Wunden

Hab Geduld mit Dir. Nimm Dir Zeit Vergebung zu erlernen. Viele Wunden, die geheilt werden wollen, hast Du viele Jahre und Jahrzehnte mit Dir herumgetragen und in Dir behütet, wie eine Mama ihr Kind bei sich trägt und schützt. Es wäre vermessen zu glauben, dass sie innerhalb weniger Tage oder Wochen heilen würden. Vergebung ist bzw. hat keine Lösch-Tasten-Funktion. Vergebung ist ein Prozess.

Gleichzeitig ist dem Akt der Vergebung völlig egal, wie alt eine Verletzung ist. Sie heilt sie alle, mag die negative Erfahrung nun 45 Minuten oder gar 45 Jahre alt sein.

Um die Vorgänge des Vergebungsprozesses positiv und aktiv zu unterstützen, sich einzulassen auf den Gedanken der Vergebung und des Loslassens, gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist Meditation. Hier empfehle ich zutiefst die Meditation der Liebenden Güte (angelehnt an die Metta-Meditation) als auch die Heart-Chakra-Meditation von OSHO.

♥ Vergib, lass los, was Dich verletzt (hat) und lass damit Heilung zu. ♥

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