„Lass Dich fallen.“ .. „Lass los!“ .. „Versenke Dich.“ .. „Geh ganz tief in Dich hinein.“ .. „Lass Dich tiefer und tiefer fallen.“ .. „Entspanne immer mehr.“ .. „Verschmelze mit dem Boden.“ .. „Fühle, wie Du immer tiefer in den Boden sinkst.“ .. „Spüre nach.“ .. „Nimm wahr.“ .. „Fühle ganz tief hinein.“ ..
Anweisungen, die niemand versteht
Als ich meine ersten Yoga- und Meditationserfahrungen machte, fand ich solche Sätze höchst befremdlich und mir war völlig unklar, was ich tun sollte, wenn es solche Anweisungen gab. Ich hatte ja nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon, wie man das macht: Loslassen, Einswerden oder gar Nachspüren. Was, bitte schön, ist denn Nachspüren? Nach was spüre ich denn? Und wie lasse ich los?
Ich saß dann da auf meinem Kissen, froh darüber, wenigstens eine halbwegs klare Vorstellung davon zu haben, was ein kreuzbeiniger Sitz ist, und konnte mich kaum auf irgend etwas konzentrieren oder mich gar entspannen, weil ich darüber nachgrübelte, wie man in den Boden einsinkt oder sich tiefer in sich selbst fallen lässt. Ab und zu blinzelte ich mal verlegen und unsicher in die Runde, aber alle saßen weiterhin aufrecht da. Das unsichtbare Fädchen, das an unseren Scheiteln befestigt ist und uns zum Himmel hin aufrichtet, tat seine Wirkung. Niemand rührte sich. Es musste also etwas sein, das man tat, ohne seine Position zu verändern. Quasi nur so in sich drin.
Ich saß da und wartete, was als nächstes kam und ignorierte, was ich nicht verstand. Zur Not konzentrierte ich mich auf meine Atmung. Damit war ich gut beschäftigt.
Egal, ob man zum Yoga geht, zum Tai Chi, Qi Gong oder zu Meditationskreisen: Die Anweisungen sind überall ähnlich. Und Neulinge, die wissen, dass sie auf dem richtigen Weg sind, dass sie von den Praktiken heilsame Wirkungen etwas für sich mitnehmen, die auch ohne Verständnis dieser tiefgreifenden und vielleicht etwas speziell wirkenden Anweisungen fühlen können, dass es da mehr zu entdecken gibt als pseudo-spirituell auf Kissen zu sitzen oder den Körper in putzige Haltungen zu verformen, lassen diese Begriffe auf sich wirken und vertrauen darauf, dass die Wahrheit, die hinter diesen Sätzen steckt, irgendwann zu ihnen kommen wird. Es sind lediglich Sätze, die irgendwie versuchen eine Richtung zu geben, was zu tun ist. Hilflose Versuche etwas in Worte zu kleiden, wofür unsere Sprache aber eigentlich zu grob ist.
Das jedoch, was sich Dir mit fortwährender und regelmäßiger Praxis offenbaren wird, ist so weit feiner und tiefsinniger, sodass Du all das irgendwann verstehst, ohne dass Dir jemand den Sinn dieser Worte hat expliziert erklären müssen.
Hab Geduld mit Dir und vertraue auf Dein Gefühl. Dein Höheres Selbst, das sich immer mehr und mehr selbst erkennt, wird zunehmend wissen, was zu tun ist. Und Du wirst irgendwann einfach verstehen, was Worte nicht erklären können.
♥ Namasté ♥