Neue Wege beschreiten, mal etwas anders machen, neu beginnen, sich nicht immer in denselben ausgetretenen Pfaden bewegen.. Es ist heute in aller Munde. Und obwohl dies so einfach klingt, stellt es doch für viele Menschen nicht nur eine große Überwindung dar, sondern viele wissen gar nicht, wie man dies wirklich anstellt. Was genau ist damit gemeint? Und warum sollte man überhaupt etwas ändern und was kann man ändern?
Hier eine kleine Anekdote, die mir selbst begegnet ist und die mir ganz offen und klar gezeigt hat, wie sehr wir Menschen oft in unseren Strukturen verhaftet sind, mögliche Alternativen zu unserem Leben überhaupt nicht wahrnehmen können und alte Glaubenssätze in uns wirken, ohne dass wir ein Bewusstsein darüber haben:
Wege gibt es überall, man muss nur hinschauen
Mein Partner und ich waren unterwegs zu einer Wanderung im Mährischen Karst in Tschechien. Vom Parkplatz aus liefen wir auf einem der Hauptwege los, auf dem auch eine Menge anderer Menschen ihres Weges gingen. Irgendwann ging ein kleiner, weitaus unscheinbarerer Weg vom Hauptweg ab. Ich wies meinen Begleiter darauf hin und fragte ihn, ob wir lieber diesen Weg nehmen wollten, statt mit dem ganzen Strom mitzuschwimmen und er antwortete, dass wir von dem überhaupt nicht wüssten, wo wir da hinkommen würden. Sofort regte sich etwas in mir, emotional begehrte etwas auf und meine Hirnwindungen begannen sich aufzubäumen. Ich kaute ein paar Augenblicke auf dieser Aussage herum, während wir weiterliefen und er anscheinend keinen weiteren Gedanken daran verschwendetet auf irgendeine Art vom vorgegebenen Weg abzukommen, obwohl wir kein anvisiertes Ziel hatten. Provokativ zeigte ich dann zwischen die Bäume und sagte „Schau mal, dort ist auch ein Weg!“. Mein Partner schaute etwas verunsichert, meinte, da brauche man schon viel Phantasie, um dort einen Weg ausmachen zu können“. Ich ging noch einen Schritt weiter und zeigte „Und da! Und dort hinten auch!“. Er antwortete: „Was? Da willst Du überall Wege sehen können?! Für mich ist da nur Wald.“ Und damit ging er einfach weiter.
Und mir wurde sinnbildlich klar: Ja, da sind tatsächlich überall Wege, auch wenn man sie nicht offen sehen kann. Erst einmal ist da natürlich nur Natur – Feld, Wald oder Wiese. Aber Wege entstehen doch, weil jemand sie geht. Wenn sie sich als praktisch und hilfreich erweisen, benutzen sie immer mehr Menschen und je öfter diese Wege beschritten werden, desto ausgetretener und breiter werden diese. Und vielleicht asphaltiert man sie irgendwann, weil sie dauerhaft benutzt werden und sie wichtige Verbindungen zwischen zwei Orten darstellen.
Doch nur weil es diese Wege dann gibt, heißt es doch nicht, dass man diese Wege nicht auch wieder verlassen kann, um neue Wege zu beschreiten. Auch wenn dies dann vielleicht nur kleine Trampelpfade sind und von nur wenigen Menschen, vielleicht gar auch nur von Dir selbst, benutzt werden.
Unsere Wege sind so individuell wie wir
Jeder Mensch hat sein eigenes Leben, auch wenn wir alle Menschen sind und uns in unserer äußeren Erscheinung mehr oder minder ähneln, wir quasi dieselbe Gattung darstellen, so sind wir doch zumindest soweit verschieden, dass wir nicht alle die gleichen Wege gehen. Nein, wir können ganz oft nicht einmal dieselben Wege gehen, die andere gehen, weil es nicht uns entspricht, weil diese Wege gerade uns zu keinem für uns erstrebenswerten Ziel bringen. Auch wenn einige Menschen im Leben ein Stück ihren Weg miteinander teilen, so gibt es doch immer wieder Zeiten, in denen sich die Wege wieder trennen und wieder jeder seiner eigenen Wege geht.
Selbst wenn Menschen eine Beziehung miteinander eingehen, vielleicht heiraten und Kinder zusammen haben und sie sich damit auf einem gemeinsamen Weg befinden, geht doch jeder für sich rechts und links noch kleinere Wege, auf denen der jeweils andere nicht wandelt und auch die Kinder ihre eigenen Wege wählen.
Und jeder Weg, von wem auch immer er eingeschlagen wird und egal, ob dieser Weg ein ausgetretener oder ein völlig neuer ist, hat seine Relevanz und Berechtigung für das jeweilige Individuum. Selbst, wenn es mal ein Weg ist, der nicht zu einem Ziel führt, ein Weg, der kein Ende hat, eine Sackgasse darstellt oder einfach nicht bis zum Ende gegangen wird, weil man auf dem Weg einfach kehrt macht, umkehrt oder unterwegs einfach eine neue Richtung einschlägt.
Jeder Weg, ob bis zum Ende gegangen oder nicht, stellt eine Erfahrung im Leben dar und kann auf jedem Schritt des Wegs neue Erkenntnisse und Möglichkeiten offenbaren.
Dreht man das Ganze mal um und stellt sich vor, dass alle Menschen immer nur die bereits bestehenden Wege gingen, wäre die Menschheit ganz schnell an einem Punkt der Stagnation. Es gäbe Stau an den Wegkreuzungen und niemand machte mehr neue Erfahrungen, es gäbe nichts mehr zu berichten und zu entdecken.
Blicke Dich mutig um und lass Dich leiten
Und auch wenn Du selbst bisher vielleicht nicht derjenige warst, der neue Wege beschritten hat, möchte ich Dich hiermit ermutigen die alten Denkmuster abzulegen, Deinen Blick zu heben und mutig vor Dich zu blicken. Natürlich muss man sich nicht durch dickstes Brombeergestrüpp kämpfen oder durch unwirtliche Sümpfe waten, doch man muss auch nicht immer nur auf den breiten asphaltierten und täglich von hunderttausenden Menschen benutzten Wegen bleiben. Vor allem nicht, wenn man bereits bemerkt, dass sich Unzufriedenheit und Langeweile breitmachen, dass man sich unausgefüllt fühlt, man das Gefühl hat, dass das eigene Leben nicht zu dem passt, was man fühlt leben zu wollen, wenn man das Gefühl hat, das Leben eines Fremden zu führen.
Für viele vorsichtige, vielleicht auch etwas unsichere Menschen ist es anfangs hilfreich, sich weniger ausgetretene Wege, vielleicht kleine, aber von anderen bereits benutzte Trampelpfade auszusuchen. Niemand verlangt, dass Du gleich damit beginnst, ganz neue Wege einzuschlagen und das Rad neu zu erfinden. Doch wenn Du mutiger wird und immer kleinere Wege nimmst, ab und an Deinen Weg mit anderen teilst und ihr ein Stück des Wegs miteinander geht, wächst die Sicherheit langsam von ganz allein. Ihr tauscht Euch aus auf diesem gemeinsamen Stück des Weges. Und dann, angefüllt mit neuen Anregungen, Erkenntnissen und Informationen, verabschiedet ihr euch wieder voneinander, erneut zieht jeder seiner eigenen Wege bis Du erneut an Kreuzungen ankommst und auf Menschen triffst, die dort am Wegeskreuz stehen, die mehr oder weniger deutlichen Wegschilder zu lesen versuchen, sie mit dem eigenen Mut, den eigenen Erfahrungen, Zielen und Wünschen, der eigenen Motivation, Kraft und Möglichkeiten abgleichen, genau wie Du auch, um zu entscheiden, welchen Weg sie diesmal einschlagen und wohin die Reise gehen soll.
Das Leben gleicht einer lebenslangen Pilgerreise und wir haben jeden Tag, ja gar jede Minute in unserem irdischen Dasein die Möglichkeit etwas anders zu machen, abzubiegen und neue Wege zu beschreiten. Und das überall und an jeder Stelle, wo wir nur wollen. Ganz egal, ob dort bereits ein Weg als solcher zu erkennen ist oder nicht. Und das alles in Deinem eigenen Tempo.
♥ Wege gibt es überall! Man muss sie nicht suchen, nur gehen. ♥
2 Gedanken zu “Neue Wege beschreiten – Warum es wichtig ist Dinge einfach mal anders zu machen als sonst”
Egal ob es der sichtbar breite oder der unbekannte schmale Weg ist – Ihn gemeinsam zu gehen ist das wahre Glück.
Lieber Manuel,
hab vielen Dank für Deine großartigen Worte. Wie recht Du doch hast.
Achtsame Grüße,
Jana