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Barfußschuhe

Ein Sommer in den Barfussschuhen von Vibram Five Fingers – Mein Fazit

In meinem Artikel über mein Barfuss–Frühjahr habe ich ja bereits erste Eindrücke über meine Zeit „unten ohne“ preisgegeben, quasi als eine Art Zwischenfazit.  Es war gerade zu Beginn eine enorm spannende Zeit mit vielen neuen Erlebnissen und Begegnungen, auch mit mir selbst. Inzwischen sind weitere Monate vergangen und ich habe weiterhin viel erleben dürfen. Zum Einen einen Mega–Extrem–Sommer in der Großstadt als auch einen zwei-wöchigen Sommer–Bergwander–Urlaub in den Hochalpen Österreichs. Beides nicht immer gänzlich barfuß zu bewältigen, doch dafür standen mir meine erwählten Barfussschuhe von Vibram treu zur Seite.

Insgesamt war ich von Mai bis Ende Oktober 2018 (größtenteils) durchgängig barfuß unterwegs.

Noch bevor es wirklich warm wurde, hatte ich mich bereits im April, als der Winter noch einmal zurückzukehren drohte, für die Barfussschuhe von Vibram entschieden. Ich hatte das Modell im letzten Sommer schon einmal an einer Frau näher bestaunen dürfen, hatte direkt von der Trägerin ein paar Fragen bezüglich des Tragegefühls und des Komforts beantwortet bekommen. Den Winter hatte ich dann genutzt, um mich näher mit dem Angebot an Barfussschuhen auseinanderzusetzen.

Jedoch wollte ich es an den Füßen so frei, wie nur möglich, dennoch wollte ich nicht mit minimalistischen Sandalen beginnen, da ich gerne das Gefühl wollte dennoch barfuß zu sein. Die Barfussschuhe als solches sollten mir auch lediglich in den Situationen helfen, in denen ich barfuß nicht weiterkam.

Vibram Five Fingers VI-S

Und so kaufte ich mir von Vibram Five Fingers das Modell VI-S, das es nur in der Womens-Collection gibt. Es ist laut Hersteller das luftigste Modell, das sie überhaupt im Angebot haben, was ich ohne Zweifel bestätigen kann.

Der Vibram Five Fingers VI-S hat, wie der Name schon sagt, Five Fingers, dass heisst, jede Zehe hat ihren eigenen Platz, einen eigenen Raum. Es sieht aus wie Zehensocken, nur eben als Schuh. Außerdem verfügt der VI-S über eine minimalistische Sohle mit guten Grip und einem kleinen Trageriemchen, das über den Fußrücken geht und dem Schuh so noch zusätzlichen Halt am Fuß verleiht. Die Sohle selbst ist so geschnitten, dass sie nur die Teile des Fußes abdeckt, der den Boden bedeckt. Das heisst, das auch ein Teil des Fußgewölbes frei liegt. Hat man gesunde Füße ohne anatomische Auffälligkeiten oder Besonderheiten, gibt es damit keinerlei Schwierigkeiten.

Als ich die Schuhe dann in meinem Besitz hatte, verbrachten sie zu Beginn viel Zeit in meinem Rucksack und waren lediglich stille Begleiter. Aber auch da stellten sie sich als äußerst leicht und gut zu verstauen heraus. Sie passen wirklich in jeden kleinen Rucksack und in jede noch so kleine Tasche. Sie waren für den Fall gedacht, dass sich  der Untergrund als schwierig herausstellt (zum Beispiel auf mit Rollsplitt ausgekleideten Waldwegen), dass ich wirklich mal in Eile war und die Zeit absolut nicht aufbringen konnte im entschleunigten Barfuß-Tempo zu gehen (was vor der Arbeit morgens schon mal der Fall sein kann), für unwegsames Gelände (wie querfeldein im Wald oder über stoppelige Getreidefelder) oder auch einfach dann, wenn der Hochsommer um sich greift und den Asphalt in den Städten in wahre Herdplatten verwandelt.

Ein Schuh für alle Lebenslagen

Letztlich gewöhnten sich meine Füße gut an allerlei Untergründe und ich hatte selten Grund meine Barfussschuhe wirklich zu tragen. Den Haupteinsatz in dieser Saison fanden sie tatsächlich auf heißem Asphalt, um meine Füße vor der Gefahr von Brandblasen zu bewahren. In den Städten gibt es wirklich absolut fiese Straßenbeläge, die nicht einmal erträglich sind, wenn man schnell darüber geht und sich bis in den nächsten Schatten rettet, geschweige denn, dass man eine Chance mit Rennen hätte. Es ging überhaupt gar nicht und die Schuhe waren dann wirklich meine Rettung.

Wenn ich sie trage, vermisse ich an meinem Barfuß-Gefühl nichts. Sie sind ein würdiger „Ersatz“, wenn Situationen aufkommen, in denen man Schuhe am Fuß braucht. Der VI-S ist luftig, und gibt durch seine „Five Fingers“ dem Fuß jeweils die allergrößte Bewegungsmöglichkeit. Beinahe so als sei man barfuß (aber auch nur beinahe, denn nicht ist so wie barfuß). Auch das Obermaterial liegt gut an und ist angenehm zu tragen. Es gibt auch sonst keinerlei Material, das das Gefühl an einen herkömmlich gepolsterten Schuh aufkommen ließe.

Bergwandern mit dem Vibram Five Fingers VI-S

Bereits im April war ich ein verlängertes Wochenende am Königssee im Berchtesgadener Land zu einer Bergwanderung. Damals hatte ich einfach nur meine VI-S mit und wollte es wagen, mit diesen zu wandern, weil ich vorher viel über das Wandern und auch Joggen in Barfussschuhen gelesen hatte. Wanderschuhe besitze ich auch, doch kann ich mich mit diesen leider so überhaupt nicht wirklich anfreunden. Sie sind grob, klobig, derb und lassen überhaupt gar kein Feingefühl für den Untergrund zu. Irgendwie entspricht so ein Wanderschuh überhaupt nicht meinen Vorstellungen mich durch die Natur zu bewegen und es fühlt sich immer an als hätte ich zwei Klötze am Ende meiner Beine. Durchaus bieten die gängigen Wanderschuhe guten Knöchelschutz und halten vor allem auch bei kalten und nassem Wetter die Füße optimal trocken und warm. Aber für den Sommer ist das für mich kein Option. Also entschied ich mich für diese eine Wanderung am Königssee für meine VI-S und bin mit jedem gelaufenen Meter bestätigt worden.

Nach dem Erlebnis dort war ich von den Five Fingers-Modellen absolut überzeugt, wußte aber auch, dass meine VI-S lediglich ein Freizeit-Modell sind. Ich probierte also noch andere Modelle in Läden aus, weil ich gerne eines gehabt hätte, das sich zum Wandern noch etwas besser eignet, weil es den Fuß besser umschließt und auch in wirklich schwierigem Gelände gut sitzt. Jedoch war mir da bisher kein Glück vergönnt. Ich wollte kein gänzlich um den Fuß geschlossenes Modell. Auch hatte ich bei der Anprobe Schwierigkeiten mit der richtigen Größe für die Zehenkammern. Obwohl ich keine kleinen oder sehr kurze Zehen habe, fühlten sich meine Zehen verloren in den anderen Modellen. Es passte nicht richtig. Also blieb ich weiterhin bei meinen VI-S.

Hoch hinaus in Barfussschuhen

Als ich im Juli dann erneut zum Bergwandern aufbrach, diesmal gleich für zwei Wochen in die Hochalpen Österreichs, hatte ich nur noch meine VI-S dabei. Egal, wie schwierig ein Aufstieg im Wanderführer beschrieben war, wie steil oder unwegsam vom Untergrund her, ich war ausschließlich in diesen Schuhen unterwegs und auch jetzt, nach dem Urlaub unglaublich begeistert. Es ging mit ihnen über Wiesen, Stock und Stein, Geröll, Hänge, bergauf mit immenser Steigung, bergab natürlich genauso, durch kleine Flussläufe und Bäche, durch Wälder, querfeldein oder über vorgegebene Wege. Ich habe alles Extreme in den zwei Wochen mit diesen Schuhen unternommen, was man sich vorstellen kann, was im Bereich des Bergwanderns bis auf 3000m Höhe möglich ist. Und meine Schuhe haben mich nicht ein einziges Mal im Stich gelassen. (Dazu sei jedoch gesagt, ich bin keine Extremsportlerin. Ich bin eigentlich gar nicht sportlich, liebe aber im Urlaub die Herausforderung und vor allem die Höhe, die man zu Fuß bewältigen kann. Ich suche mir Wanderungen raus, die in ihrer Herausforderung schon auch schwierig sind, aber ich bleibe die meiste Zeit auf den vorgegebenen Routen.)

Ja, wenn es von unten nass wird, sind auch die Füße schnell nass. Das ist ein Zustand, den ich nicht gern mag, doch gerade im Sommer trocknet das schnell bzw. fällt beim Laufen nicht weiter auf, weil die Füße durch die Beanspruchung des Barfusslaufens in Barfussschuhen sowieso immer warm sind. Die Sohle hat alles mitgemacht, was ich ihr zugemutet habe. Sie gibt mir ein Barfuss-Gefühl, lässt mich aber dennoch spüren, was sich unter ihr befindet. So dünn die Sohle auch ist, ist sie dennoch robust und lässt nichts Gefährliches durch. Die Gefahr sich die Fußsohlen zu verletzen oder gar aufzuschneiden an irgendwas ist nicht gegeben.

Leichte Handhabung, leichte Pflege 

Auch reicht die Sohle an den Zehen bis vor die Zehenkuppen. Das heißt, wenn ich beim Wandern wirklich mal mit den Zehen an einen Stein gestoßen bin, habe ich dies zwar gemerkt und sicher auch wesentlich mehr als hätte ich normale Wanderschuhe getragen, manchmal tat es sogar weh, aber nie habe ich mir die Zehen verletzt. Durch die Sohle, die so weit vor geht, sind auch die Zehen gut geschützt. (Solches „Anstoßen“ ist mir auch am ehesten noch bei Abstiegen passiert, wenn die Beine und Füße von der langen Wanderung und der Anstrengung an den oftmals endlos wirkenden Hängen langsam müde wurden.)

Sind die Schuhe unterwegs auf einer Tour über Wiesen und durch Matsch und Bäche wirklich mal dreckig geworden, lassen sie sich problemlos unterwegs oder abends unter fließendem Wasser einfach auswaschen und an der Luft wieder trocknen. Am nächsten Morgen sind sie wie neu.

Übrigens sind unterwegs die Wanderer ganz erstaunt über mein Schuhwerk und ich habe viele ungläubige bis verständnislose Blicke geerntet, aber auch viele neugierige Fragen beantwortet und interessierte Gespräche geführt, warum, wieso, weshalb ich diese Schuhe trage und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe. Durchaus kann ich mir gut vorstellen, dass Menschen aus alpinen Regionen, die Bergwandern betreiben, seit sie laufen können und quasi in Wanderschuhen großgeworden sind, diese Alternative erst einmal argwöhnisch bestaunen und sich schwer tun ihre Vorstellung an dem Wandern geeignetes Schuhwerk zu erweitern.

Die meisten Fragen, die ich gestellt bekam unterwegs:

  • Reibt das nicht zwischen den Zehen?

Es kann anfangs ungewohnt sein, wenn man die Schuhe das erste Mal trägt, reibt aber generell in meinem Fall nicht. Und nein, es nervt auch nicht, kitzelt nicht Stoff zwischen den Zehen zu haben.

  • Tun die Steine an den Fußsohlen nicht weh?

Nein, die Sohle der VI-S ist zwar nicht gepolstert, fängt aber dennoch gut die spitzen Steine unter mir ab, verhindern sozusagen, dass sich etwas in die Haut bohren kann. Alle anderen Steine fühle ich, was aber keinen Schmerz darstellt.

  • Ist das nicht gefährlich? Verletzt man sich damit nicht?

Nein, weil man, trotz dieser Schuhe, weiterhin Barfüßler ist. Man läuft auch weiterhin mit dem für Barfußgehende typischen nach unten gerichteten Blick. Die Achtsamkeit und der Fokus liegen dennoch weiter bei den Füßen. Daher galt für mich auch in den Bergen: Wollte ich etwas sehen – Natur bestaunen oder den Weitblick genießen – erst stehen bleiben und dann gucken und staunen. Man setzt seine Schritte ganz mit Bedacht. Die Augen tasten die ganze Zeit den Weg ab, schauen sehr genau, wohin der nächste Schritt gesetzt werden kann. Das mag anstrengend klingen, doch wer Verfechter des Barfußgehens ist und das wirklich auch aus Überzeugung tut, hat damit keine Schwierigkeiten.

  • Warum ich mich für solche Schuhe entschieden habe?

Weil ich den Bezug zur Natur mag und mich so der Erde und dem, was sich unter meinen Füßen befindet, verbundener fühle. Weil ich so nicht das Gefühl habe alles niederzutrampeln, was sich unter mir befindet, sondern mich eine gewisse Leichtigkeit und Zartheit begleitet, wenn ich mich bewege. Weil wir die Freiheit meiner Füße wichtig ist und ich mich wohl fühle so zu gehen wie die Natur es für uns vorgesehen hat.

Abschlußworte und Fazit

Ich bin mit dem von mir gewählten Modell äußerst zufrieden und bin erstaunt, was die kleinen Dinger alles mitgemacht haben in dieser Saison. Inzwischen sehen sie tatsächlich ein wenig ramponiert aus und nach mehreren Geröllfeldern in den Hochebenen sind erste Tendenzen zu erkennen, dass sich am linken Schuh an zwei Zehen die Sohle etwas vom Obermaterial ablöst.

Aber wie gesagt, ich bin da wirklich auch mit einem Alltags- und Freizeitmodell unterwegs, das nicht auf diese extremen Bedingungen und Belastungen, denen ich sie ausgesetzt habe, ausgelegt sind. Auch besitze ich überhaupt nur dieses eine paar Barfusssschuhe. Das heisst, ich gehe entweder völlig barfuß, was ich tatsächlich auch die meiste Zeit tue, oder ich trage eben meine VI-S. Andere Möglichkeiten für den Sommer habe ich aus Gründen des Minimalismus nicht. Und ich vermisse auch nichts.

Ich würde außerdem jedem, der daran interessiert ist, seinen Horizont, was Wanderschuhe angeht, zu erweitern, dazu raten, diese Alternative wirklich einmal auszuprobieren, weil ich überzeugt davon bin, dass es eine echte Alternative darstellt.

Wie geht es weiter?

Ich würde mir gerne noch andere Barfuß-Modelle anschauen und auch ausprobieren. Auch gern über Vibram hinaus und bin sehr gespannt, was das gesamte Angebot da auch noch hergibt. Auch interessieren mich die Barfusssandalen von ihrer Aufmachung und dem Tragegefühl sehr.

Sollte es also so sein, dass ich in der nächsten Barfuss-Saison das Gefühl habe mein winziges Ein-Schuh-Sortiment zu erweitern, bin ich gespannt, was es so gibt. Ansonsten bin ich mit meiner Wahl unglaublich und in allen Facetten zufrieden und bedauere schon jetzt, dass der Winter irgendwann kommt und ich dafür bisher noch keine Vorstellung habe, was ich dann tragen kann, um mein Barfuß-Gefühl nicht gänzlich aufgeben zu müssen. Das gilt es in den nächsten Wochen herauszufinden und auszuprobieren, um mir auch da eine Alternative zu schaffen.

♥ In diesem Sinne: Befreit Eure Füße! ♥


Nachtrag Mai 2019:

Nachdem meine Vibram Five Fingers VI-S vom letzten Jahr etwas mitgenommen aussahen und ihnen anzusehen war, dass sie mit mir viel erlebt hatten, habe ich mir für Anlässe, zu denen ich ab und an im beruflichen Kontext mal nicht barfuß sein kann, ein neues Paar bestellen wollen. Als diese ankamen und ich sie aus der Verpackung nahm, habe ich leider zwischen all dem Etiketten- und Zettelgebamsel an den Schuhen folgenden Hinweis entdeckt:

„Dieses Produkt enthält Chemikalien, von denen bekannt ist, dass sie Krebs, Geburtsfehler oder andere Fortpflanzungsschäden verursachen.“

Ich kann mich nicht erinnern, dieses Schild beim ersten Kauf dieses Modells gesehen zu haben. Ich bin sicher, dass es nicht dran war, weil ich immer sehr aufmerksam schaue, was da alles so an (Warn)Hinweisen mitgeliefert wird und wie diese Schuhe zu reinigen sind, ob man sie gängig in der Waschmaschine waschen kann. Wahrscheinlich wurden der Hersteller erst später dazu angehalten, die Verwendung dieser Chemikalien zu erwähnen.

Das ist bedauerlich, denn dann wäre meine Wahl auch beim ersten Mal schon eine andere gewesen. Das neue Modell habe ich zurückgeschickt und verzichte auch zukünftig auf den Kauf von Schuhen von Vibram, solange sie auf solche Chemikalien nicht verzichten.

Mein bereits gekauftes und eingetragenes Paar, von dem ich oben im Text berichtet habe, trage ich jedoch auch weiterhin, denn das habe ich inzwischen so oft gewaschen, dass ich inständig hoffen möchte, dass die Chemie zu großen Teile nicht mehr im Schuh vorhanden ist (obwohl ich es natürlich nicht zu hundert Prozent weiß).

Der Fairness halber wollte ich das noch mitteilen. Letztlich entscheidet jeder beim Kauf selbst. Aber ich weiß, dass solche Dinge vielen Menschen mittlerweile wichtig sind.

Also Augen auf beim Schuhekauf!

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