Achte darauf, dass Du beim Essen einfach nur isst.
Nimm Dir diese Woche vor, während Deiner Mahlzeiten ausschließlich mit dem Essen beschäftigt zu sein und dieses auch zu genießen. Schau Dir Dein Essen genau an und nimm es mit all Deinen Sinnen wahr. Wie sieht es aus? Welche Gerüche nimmst Du wahr? Welche Geräusche entstehen, wenn Du isst? Und was machen diese Eindrücke mit Dir, was lösen sie in Dir aus?
Was machst Du beim Essen noch alles so nebenbei?
Diese Achtsamkeitsübung ist sehr grundsätzlich für unser Leben und verlangt in der Umsetzung viel Geduld, Verständnis für sich selbst und all die kleinen liebgewonnenen, uns aber nicht immer zuträglichen Gewohnheiten im Alltag. Steht sie doch mit dem Grundbedürfnis der Nahrungsaufnahme in Verbindung.
Hier wird uns so richtig klar, wie sehr wir uns in der Welt des Multitasking verstricken. Noch immer glaubt der Mensch, er könne mehrere Sachen gleichzeitig. Und in der praktischen Umsetzung funktioniert dies auch tatsächlich, doch geht dies zu Lasten unseres Bewusstseins. Wir können nicht alles gleichzeitig wahrnehmen. Egal, worauf wir unseren Fokus legen: Machen wir mehrere Dinge gleichzeitig, nehmen wir nur eine Sache davon wirklich wahr (wenn überhaupt, eher wahrscheinlich ist, dass wir letztlich keine davon wirklich richtig bewusst wahrgenommen haben).
Gerade unsere Mahlzeiten sind mittlerweile die Situationen über den Tag hinweg, die unsere Aufmerksamkeit immer mit anderen Tätigkeiten nebenbei teilen müssen. Bei der Nahrungsaufnahme wird nebenbei telefoniert, ferngesehen, ein Film gestreamt oder den News gelauscht, man servt dabei durchs Netz, checkt Mails und die sozialen Netzwerke oder liest die aktuelle Tageszeitung. Viele Menschen nehmen Mahlzeiten tagsüber im Büro ein und weil so viel zu tun ist, geschieht dies ganz oft auch neben Medienaktivitäten und Kollegengesprächen. Da wird der Kaffee schnell noch in der Raucherecke beim Sozialaustausch reingeschüttet, das Fast Food fix unterwegs zwischen zwei Terminen im Gehen runtergewürgt. Im anderen Extrem mutieren Mahlzeiten zu gesellschaftlichen Events. Man trifft sich extra zum Essen, um sich auszutauschen. Auch hier ist der Akt des Essens selbst wieder nur reine Nebensache.
An all diesen Dingen merkt man schon, dass Nahrungsaufnahme lieblos geworden ist und nur noch wenig mit Genuss zu tun hat. Im Grunde geht es dabei nur darum, den Körper grundsätzlich mit Energie zu versorgen, damit man nicht zwischendurch einfach zusammenbricht. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft scheint es mittlerweile verpönt Pausen einzuhalten, sich eine kleine Auszeit im Alltag zu gönnen und sich Zeit zum Essen zu nehmen. Zunehmend wirken die Mahlzeiten wie notwendiges Übel in einer pflichtüberladenen Tagesstruktur.
Beim Essen also nur essen
Nimm diese Woche also zuerst einmal wahr, wie Deine Mahlzeiten und Deine damit verbundenen Gewohnheiten im Alltag so aussehen. Und im zweiten Schritt beschränkst Du Dich nur noch aufs Essen. Lass alle Nebentätigkeiten bei der Nahrungsaufnahme einfach weg. Sitz da und sei einzig und allein nur mit dem Essen beschäftigt und allem, was damit auf sinnlicher Ebene einhergeht.
Nimm Dir auch vor, in einem der Nahrung würdigen Tempo zu essen und ausreichend zu kauen. Schlinge nicht. Nimm Dir Zeit für Deine Mahlzeiten. Horch in Dich hinein, wann sich erste Gefühle der Sättigung einstellen und höre auf mit dem Essen, bevor Du Dich zu voll anfühlst und in Gefahr läufst nach dem Essen in Trägheit zu verfallen.
Öffne Dich für die ganzheitliche Erfahrung, die sich Deiner Sinne bemächtigt, wenn Du es zulässt. Beobachte, was der Geschmack, Geruch und die Geräusche mit Dir machen. Was genau nimmst Du wahr? Wie fühlen sich die Lebensmittel in der Hand an? Wie ist ihre Oberfläche beschaffen? Welche Aromen bereichern beim Essen Deine Zunge? Und welche Gedanken begleiten Dich? Findest Du es aufregend? Oder langweilst Du Dich „nur zu essen“? Was passiert mit Dir vorm Essen? Willst Du nur noch alles hinunterschlingen, weil Du so hungrig bist? Wie ist es, wenn Du Dich zügelst und Dir vornimmst, achtsam zu essen? Was passiert mit Dir, wenn Du nachgibst und das Essen in Dich hineinstopfst? Egal, was Du tust, tu es ohne Nebenbeschäftigung und bewusst. Was passiert mit Dir nach dem Essen? Welche Empfindungen, Gedanken und Gefühle kommen auf?
Nimm all diese Phänomene wahr. Und wie immer bei der Achtsamkeit, nimm sie an wie sie sind. Akzeptiere Deine Gedanken, aber bleibe trotzdem dabei neben dem Essen keine anderen Tätigkeiten auszuführen. Und schau mal, ob und was sich die Woche über mit dieser Achtsamkeitsübung für Dich ändert.
♥ Viel Freude bei dieser neuen Erfahrung! ♥