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Jammerfasten

Achtsamkeitsübung #28: Jammerfasten

Neulich packte mich eine erschreckende Erkenntnis:

Immer, wenn ich im Büro auf meine Kollegen treffe, meckern wir relativ viel. Ich hatte jetzt einige Wochen, die sehr außenorientiert waren. Das heisst, ich hatte zwischendurch die Möglichkeit drei Wochen im Home Office zu arbeiten und war danach mehrere Woche außerhalb meines Büros tätig, war dazu viel unterwegs und habe nur punktuell wenige Stunden mit Kollegen zusammengearbeitet. Während dieser Zeit war einfach nicht genug Zeit wirklich über irgendwas zu jammern. Auch war es generell einfach eine schöne Zeit. Ich habe in einem sehr hohen Maße selbstbestimmt arbeiten können und war wenig abhängig von anderen Umständen und Menschen um mich herum. Daher habe ich eine angenehme Zeit verbracht und war insgesamt so zufrieden mit mir, meinen Umständen und meinem Leben.

Gab es aber dann doch mal wieder einen einzelnen Tag, an dem ich mehrere Stunden im Büro verbringen musste, haben wir gleich wieder die Gelegenheit genutzt uns auszutauschen und sind auch gleich wieder in den Mecker-Modus verfallen. Sicher ein typisches Büro-Gemeinschaftsproblem. Hinterher gehe ich dann irgendwie angespannt und mit zig wirren Gedanken im Kopf heim, bin unterschwellig aufgebracht und unzufrieden, obwohl auf dem Hinweg morgens noch alles in Ordnung war. Irgendwie schaukelt man sich dann gegenseitig hoch über bestimmte Dinge, auch wenn man von diesen gar nicht selbst betroffen ist und die keineswegs unbedingt mit dem Büroalltag als solches oder gar mit dem Beruf zusammenhängen müssen.

Und im privaten Rahmen kann es dann weitergehen, wenn man nicht achtsam ist: Da macht das Kind nicht, was es soll. Der Reinigungsdienst hat wieder nicht zur Zufriedenheit der Bewohner das Treppenhaus gereinigt, der Briefkasten quillt über von sinnloser Werbung, obwohl ein Hinweis am Kasten anzeigt, dass man auf den Erhalt von Werbung bewusst verzichtet.

Die Mecker- & Jammersucht

Meckern ist wie eine Sucht. Ist man erstmal drin im Mecker-Jammer-Modus, fliegen einem die Dinge, über die man sich beschweren kann, förmlich zu. Überall lauert die Unzulänglichkeit, der Unperfektionismus. Als hätte man einen Filter vor den Augen. Plötzlich erscheint alles ungerecht, macht uns wütend, unzufrieden und traurig. Wir machen unserem Frust Luft, andere steigen mit ein und schon dreht sich die Spirale. Und meistens geht sie abwärts.

Ganz oft bringen wir dann im Alltag eher unsere negativen Emotionen in uns zum Ausdruck. Wir hören eher Menschen sich beklagen über etwas als das wir wahrnehmen können, dass es ihnen gut geht, sie dankbar für etwas sind und sich zufrieden fühlen. Als wäre das weniger erwähnenswert.

Jammern unproduktiver Art

Es ist ja tatsächlich möglich, und jeder kennt das, dass es einem auch mal gut tut, den Frust über den Tag oder eine bestimmte Sache einfach mal herauszulassen. Man spricht mit jemandem, erzählt demjenigen, was einen so beschäftigt und an den eigenen Nerven zerrt, und hinterher kann es einem tatsächlich besser gehen. Das heisst, man schüttet ganz konkret und zielgerichtet sein Herz aus, redet sich den ganzen Müll von der Seele, der einen belastet und dann fühlt man sich erleichtert.

Unproduktiv wird jammern dann, wenn man längere Zeit und wiederholt immer auf denselben Sachverhalten herumhaut und sich über Dinge beschwert, ohne diese aktiv zu verändern. Dass man unproduktiv jammert und meckert, merkt man auch daran, dass irgendwann die Menschen, denen man diese Sachen schon mitgeteilt haben, langsam gelangweilt sind oder nicht mehr bereit sind zuzuhören und mich sich neue „Opfer“ suchen muss, um sein Herz auszuschütten. Dabei kann es zwar passieren, dass Du Dich tatsächlich jedes Mal besser fühlst, wenn Du die Geschichte nochmal und nochmal und nochmal wiedergekäut hast, zu einem Ergebnis oder einer Veränderung führt sie dennoch nicht. Ganz im Gegenteil, sie hält Dich weiterhin in der Jammerspirale und Du vergraulst im schlimmsten Falle wichtige Freunde und ruinierst Dir zusätzlich noch Deine Seele und Deine kostbare Zeit, die Du lieber für sinnvollere Dinge nutzen solltest.

Eine Woche ohne Jammern

Kennst Du also die oben beschriebenen Sachverhalte aus eigener Erfahrung, lade ich Dich gerne ein diese Woche mal  genau zu überprüfen, wie oft Du wirklich jammerst und Dich über irgend etwas beklagst. Ob Du Dich wiederholt über ein und denselben Sachverhalt beschwerst. Wie hoch das Maß Deiner Unzufriedenheit wirklich ist. Und ob es einen Unterschied für Dich macht, wenn Du bewusst eine Woche darauf verzichtest zu jammern.

Entscheide Dich diese Woche ganz bewusst dafür, Dich nicht negativ beeinflussen zu lassen und auch selbst nichts aktiv dazu beizutragen, dass gemeckert wird. Dazu gehört auch, den eigenen Fokus zu verschieben. Unterbrich den Kreislauf der schlechten Laune und besinne Dich auf das, was Dich positiv stimmt, auf die Dinge, die sich gut anfühlen und Dir Freude stiften. Achte auf die Details, die schön sind, fühle Harmonie und Frieden, wenn er in Dir herrscht. Nimm auch wahr, wenn Du eher neutral eingestellt bist, also weder schlecht drauf bist noch wirklich Glück verspürst, sondern sagen kannst, dass es gerade weder gut noch schlecht ist. Auch das darf natürlich sein, und ist ebenfalls ein guter Ausgangspunkt, um von hier aus festzustellen, wann sich deine Stimmung in die eine oder andere Richtung verlagert. Und das macht es unweigerlich im Laufe des Tages.

Was aber tun, wenn man merkt, dass es in die negative Richtung kippt? Wenn sich in einem Gespräch, trotz den guten Vorsätzen Deinerseits, jemand ins Jammern verstrickt?

Tipps für Wege aus der Mecker- & Jammerfalle

  • Du kannst schauen, ob Du Menschen, die mehr zum Jammern neigen als andere, erst einmal für ein paar Tage aus dem Weg gehst, um zu sehen, wie sich das auf Dich und Deine eigene Neigung zum Meckern auswirkt.
  • Sollte das so nicht möglich sein, aus praktischen oder auch moralischen Gründen, kannst Du auch gern Deinem Gegenüber zuhören, ohne Dich selbst auf das Meckern oder Jammern einzulassen. Du kannst einfach nur hinnehmen, was Dir gesagt wird. Als Zuhörer. Nicht alles verlangt immer nach einer Antwort oder Lösung. Manchmal möchte jemand nur loswerden, was ihn beschäftigt, ohne vom Anderen zu erwarten, dass dieser bestätigt, wie schlecht die Welt tatsächlich ist.
  • Wenn Dir etwas auf der Seele liegt, das Dich beschäftigt, traurig oder wütend macht, kannst Du es auch aufschreiben. Vielleicht schreibst Du ja generell schon, Tagebuch oder Journal, Gedichte oder kleine Geschichten. Dann kannst Du Deine Gedanken und Gefühle auch schreibend verarbeiten. Wenn Du das bisher noch nicht in dieser Form getan hast, dem Schreiben generell aber nicht abgeneigt gegenüber stehst, kannst Du dies gern mal probieren. Denn Papier ist geduldig. Es hört Dir zu, was auch immer Du ihm mitteilst. Es widerspricht nicht, meckert nicht, ist nicht gelangweilt und lässt Dich definitiv „ausreden“. Und somit belastest Du niemand anderen, kannst jederzeit und überall auf diese Form der Selbst-Auseinandersetzung zurückgreifen und Dich so mitteilen. Aber auch hier hüte Sich davor in einen Mecker-Kreislauf zu geraten. Schreibe auf, was Dich beschäftigt und was das Ereignis genau mit Dir macht und beende Deinen Schreibfluss, wenn Du alles zum Thema Wichtige geschrieben hast.
  • Schau mal, ob Du zu Mecker-Themen in Gesprächsrunden etwas beitragen kannst, ohne dass Du in den Jammer-Modus verfällst. Wähle Deine Worte mit Achtsamkeit und Bedacht. Bleibe neutral, positioniere Dich nicht, lass Dich in keine Richtung ziehen oder drängen und lass die Negativität nicht in Deinen Geist.

Das ist ganz schön viel für eine Woche. Ich weiß selbst, was Jammern für ein hartes Pflaster ist. Also Hut ab, dass Du Dich dieser Aufgabe stellst. Ich wünsche Dir viel Erfolg und ermutige Dich, die Übung auszudehnen und zu verlängern, so Du merkst, dass das für Dich nötig ist.

In diesem Sinne wünsche ich Dir..

♥ Eine angenehme mecker-freie Zeit. ♥

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