Meditation kann etwas sehr Emotionales sein. Im Raum dessen was ist, kann alles Mögliche hochkommen. So auch Gefühle. Was es damit auf sich hat und wie Du am besten damit umgehst..
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Es geht mir gut. Ich setze mich zur Meditation nieder, freue mich auf die Zeit mit mir, auf den kurzen Moment der Stille und des bewussten Atmens. Ich genieße es mit mir allein zu sein. Und plötzlich ist es da. Wie aus heiterem Himmel steigt ein Schluchzen aus den Tiefen meines Herzens herauf. Es bricht regelrecht aus mir heraus und die Tränen kennen kein Halten mehr.
Ohne ersichtlichen Grund beginne ich zu weinen. Es bahnt sich seinen Weg. Einfach so. Ungefragt. Und ohne dass es einen thematischen Bezug zu haben scheint.
Etwa kommt an die Oberfläche
Wer regelmäßig selbst meditiert oder Yoga praktiziert, kennt dieses Phänomen bestimmt. Es fühlt sich an, als gäbe es in unserem uns über viele Jahre angeeigneten Panzer einen Riß, durch den die Gefühle entweichen. Sie fließen einfach heraus. Unaufhaltsam. Mal stark wie ein Orkan, oft sanft wie die Brise eines Sommerhauchs. Mal bleibt es bei einem stillen Schluchzen und Tränen, die sich wie kleine Rinnsale ihren Weg über unsere Wangen suchen. Mal wieder schüttelt es uns heftig durch und wir haben das Gefühl, dass wir mehr weinen wollen als wir können und es sich anfühlt als könnten wir nie mehr damit aufhören.
Alles darf sein
Was auch immer in Dir hochkommt: Scheue Dich nicht, es zu erleben und zu erfahren. Lass die Tränen und das Schluchzen zu.
Du musst den Grund für diesen Ausbruch nicht ergründen. Du musst nicht darüber nachdenken, was die Ursachen für diese Tränen sind. Wichtig ist nur, dass Du Dir erlaubt wahrzunehmen, was da ist. Wie fühlt es sich an? Welche Energie geht mit diesen Tränen einher? Wo in Deinem Körper nimmst Du das Gefühl, das sie begleitet, besonders stark wahr? Vielleicht werden sie wirklich von einem Gefühl der Traurigkeit begleitet, einem Gefühl von Einsamkeit oder auch Wut. Vielleicht weinst Du aber auch, weil Dich etwas in Dir während der Meditation so stark berührt. Dabei können Gefühle von Frieden, Glückseligkeit oder Euphorie auftauchen.
Was es ist, spielt keine Rolle. Fühlen und erfahren dessen, was ist, reicht vollkommen aus. Ist Dir also in der Meditation nach weinen zumute, dann weine. Unterdrücke nichts. Dabei spielt keine Rolle, ob Du allein meditierst oder in einer Gruppe. Immer wird der Raum offen sein für solche Gefühle. Die meisten Menschen, die selbst meditieren, kennen diese Momente selbst. Jeder trägt auf seinem Kissen seinen ganz einen „Kampf“ aus – mit sich, seinen Konditionierungen, Glaubenssätzen, seinem plappernden Geist, Unruhezuständen, seinen Emotionen, Gedanken und Erinnerungen.
Nimm liebevoll an, was auftaucht
Wenn wir uns beim Meditieren selbst begegnen, ist das nicht immer nur von äußerer Regungslosigkeit begleitet. Alles, was auftaucht, hat seine Berechtigung und damit auch seinen Platz im Hier und Jetzt.
Blockaden lösen sich
Es quietscht in den Scharnieren, wenn sich Blockaden lösen. Es schüttelt uns durch. Und dann können auch Tränen ein Ausdruck dafür sein, dass sich etwas in uns löst. Dass unsere Seele etwas loslässt, unser Körper etwas abgibt.
Dabei kann es sich um ganz alte Verletzungen oder Blockaden handeln. Etwas, das lange in unserem System eingeschlossen war. Etwas, dass wir vielleicht noch nicht einmal mehr mit einer Erinnerung verbinden könnten. Es kann sich dabei aber auch um ein relativ frisches schmerzhaftes Ereignis handeln.
Wie gesagt, es ist nicht wichtig, dass Du ergründest, wo es herkommt. Nimm es wahr, fühle es, spüre hinein und nimm es liebevoll an. Sei verständnisvoll und achtsam in solchen Momenten mit Dir und begrüße, was hochkommt und sich auflösen möchte. Dann bist Du wieder etwas Ballast losgeworden.
Feiere auch deine Tränen, denn sie sind ein wichtiger Ausdruck.