Die Liebe zu sich selbst erscheint vielen Menschen auf den ersten Blick als ein egoistischer Akt. Dabei weiß jeder, dass die Liebe zu anderen Menschen bei der Liebe zum eigenen Selbst beginnt. In welchem Maß ich mich selbst akzeptieren kann, entscheidet wesentlich darüber, wie zufrieden, glücklich und erfüllt ich bin, genauso aber auch darüber, wie ich anderen Menschen gegenübertrete und diese anzunehmen vermag. Damit ist Selbstliebe ein wichtiger Faktor, um auch anderen Menschen bedingungslos und offen begegnen zu können – mit all ihren Schwächen, Makeln und Fehlern.
Die meisten Menschen sehnen sich nach engeren Bindungen zu anderen, sie wollen gemocht und geliebt werden, doch gegen die Selbstliebe gibt es nach wie vor Vorbehalte. Diese sind jedoch völlig unbegründet. Denn: Sich selbst zu lieben bedeutet reine Psychohygiene und ist der Grundstein für jede Beziehung, die wir im Außen pflegen.
Fehlende Selbstliebe führt zu innerer Spaltung und Zerrissenheit
Fehlt die Liebe zu sich selbst, beschneidet sich ein Mensch im wahrsten Sinne selbst, denn er spaltet einen wichtigen Teil von sich ab und lebt in einer psychischen Trennung. Dies wiederum führt unweigerlich früher oder später zu einer inneren Unzufriedenheit und Zerrissenheit, die im schlimmsten Falle sogar schwere Beeinträchtigungen auf geistiger, körperlicher und emotionaler Ebene nach sich ziehen kann. Psychische und psychosomatische Symptome und Erkrankungen wie Burnout, Depressionen, körperlich chronische Erkrankungen (nicht selten unklarer Ursache) sind die Folge. Aber auch im gesellschaftlichen Bereich macht sich mangelnde Selbstliebe im großen Stil bemerkbar, wie zum Beispiel in Disharmonien in zwischenmenschlichen Kontakten, Streitigkeiten, Trennungen und Scheidungen. Im schwersten Falle sogar bis hin zu Kriegen und Ausbeutung unseres Planeten und dessen natürlicher Ressourcen.
„Ein Mensch, der sich selbst liebt, wird zu einer Oase des Friedens für alle.“ (Veit Lindau)
Also ist die Liebe zum eigenen Selbst der erste Schritt auch auf andere Menschen zu, denn dein Umfeld wird automatisch erfühlen, wenn du mit dir selbst im reinen bist und dann auch dir gegenüber anders auftreten. Das hat damit zu tun, dass sich mit der Selbstliebe auch deine Haltung, dein Auftreten, deine Außenwirkung und deine Erscheinung ändert. Und zwar zum Positiven. Relativ schnell wirst du dies auch im Alltag selbst erleben können. Plötzlich sprechen dich Menschen spontan an. Oder lächeln dir zu. Du wirkst nicht mehr so in dir abgeschottet, verschlossen, sondern offen und vertraut.
3 Tipps für mehr Selbstliebe
Da die Selbstliebe für viele Menschen etwas kryptisch ist und der eine oder andere denkt, dass es ausreicht regelmäßig zu essen, zu duschen und sich ab und an mal Ruhe und Entspannung zukommen zu lassen, soll es hier nun noch einmal etwas konkreter werden, wie sich die Praxis der Liebe zum eigenen Selbst umsetzen lässt.
Achtsamkeitsübungen für die Selbstliebe sind da nur ein erster kleiner Einstieg, um besser mit sich selbst und damit in Folge auch mit anderen umzugehen. Doch das Feld der Selbstliebe ist weit und es gibt wenige Menschen auf diesem Planeten (auf die Gesamtheit aller Menschen betrachtet), die auf diesem Gebiet nicht auch ein wenig Nachhilfe nötig haben. Hier gibt es hier nun drei konkrete Tipps, um die Liebe zu sich selbst wieder zu entdecken und die Beziehung zum eigenen Selbst wieder in Einklang zu bringen. Denn wenn wir nicht mit uns im Einklang sind, wie könnten wir dies dann mit anderen um uns herum sein?
Tipp 1: Nimm Deine Bedürfnisse wahr
Wenn Du bereits etwas Übung in Achtsamkeit hast, besonders im Beobachten Deiner Gedanken, wird es Dir vielleicht etwas leichter fallen, auch auf die Bedürfnisse zu achten, die sich im Laufe eines Tages immer wieder in Dir einstellen.
Je nachdem, in welcher Situation wir uns befinden, gehen wir unterschiedlich mit diesen Bedürfnissen um. In unserer Freizeit nehmen wir sie mit hoher Wahrscheinlichkeit schneller wahr als im Beruf. Während wir in der Freizeit schnell merken, wann wir Hunger haben, kann dies unter beruflichem Stress ganz anders aussehen. Nicht selten stellt sich bei vielen Menschen beispielsweise der Hunger erst so richtig ein, wenn sie bereits schon wieder den Heimweg antreten. Viele Menschen ignorieren unter Anspannung und Stress die Signale ihres Körpers und, was noch viel schlimmer ist, auch die ihrer Seele. Und das oft über Stunden hinweg. Sie wollen „nur noch schnell“ diese Aufgabe fertig machen oder „nur noch fix“ diesen Auftrag erledigen. Und schwups ist es Feierabend. Und auf dem Weg nach Hause erlauben sie sich dann zumindest so viel Ruhe, dass sie wenigstens ihre Grundbedürfnisse fühlen können.
Dabei hat die Seele schon viel eher gerufen. Aber Du hat sie wahrgenommen. Das passiert schnell, wenn man im Alltag nicht achtsam genug mit sich selbst ist, die Bewusstheit nicht geschult ist und man nur aus seinen Automatismen heraus lebt. Dann funktionieren die Menschen nur noch wie die Duracell-Häschen aus der Werbung, und tun und machen bis die Batterien leer sind. Was sie in dieser Zeit aber brauchen, entgeht ihnen völlig. Sie nehmen sich selbst nicht wahr, genauso wenig wie ihre Bedürfnisse. Dabei merken sie weder Hunger noch Durst, weder wann ihre Grenzen erreicht sind, noch wann sie eine Pause brauchen. Und leider gibt es immer mehr Arbeitnehmer, die auf ihre ihnen gesetzlich zustehende Pause mehr oder weniger freiwillig – aus vielfältigen Gründen – verzichten. Vielleicht, um noch etwas mehr zu schaffen oder um Arbeit nicht mit nach Hause nehmen zu müssen. Wenn der Tag voller gepackt ist als er lang ist, ist es keine Lösung dafür dann die Pausen auch noch durchzuarbeiten. Diese dienen der Erholung und sollten als solche auch genutzt werden.
Schau also regelmäßig danach, wie es Dir tatsächlich geht. Nimm Dich wahr im Alltag. Nimm Dich wahr, egal, wie stressig es gerade ist bzw. nimm Dich auch dann wahr, wenn es turbulent zugeht und Du Dich getrost fühlst. Nimm wahr, was der Stress mit Dir macht. Nimm wahr, wie sich der Stress bei Dir äußert. Und reagiere auf Deine Bedürfnisse. Nimmst Du Durst wahr, trinke etwas. Nimmst Du Hunger wahr, iss etwas. Ist Dir etwas zu viel, nimm Dich etwas zurück, verschnaufe einmal und atme tief durch, leg eine kleine Pause ein und tu etwas für Dich. Und sei es nur für 5 Minuten.
Tipp 2: Gönn Dir Erholung
Erlaubst Du Dir regelmäßig Auszeiten vom Alltag? Abstand von der Arbeit? Gönnst Du Dir die Ruhezeiten erst im äußersten Notfall, wenn Du schon wirklich nicht mehr kannst?
Es ist legitim sich zu erlauben sich zu erholen, noch bevor das Bedürfnis danach übermächtig wird. Schaff Dir im Alltag kleine Inseln und Oasen der Ruhe, des Rückzugs und der Erholung. Dort kannst Du Kraft schöpfen, Deine Seele kurz baumeln lassen und bewusst im Hier und Jetzt ankommen.
Hast Du Aufgaben erfolgreich bewältigt und erledigt, geh nicht gleich unmittelbar zur nächsten über, sondern gönne Dir eine kurze Verschnaufpause. Eine Auszeit mit einem Tee oder Kaffee, um kurz durchzuatmen und wieder bei Dir anzukommen.
Tipp 3: Verbring Zeit mit Dir selbst
Die Zeit mit uns selbst ist in einer so schnelllebigen, ausgefüllten und multimedialen Welt von unschätzbarem Wert. Ständig sind wir in Kontakt, und sei es auch nur über soziale Netzwerke oder Smartphone. Es gibt eine ständige Vernetzung, eine dauerhafte Erreichbarkeit und der Mensch tendiert dazu, all seine freie Zeit mit Beschäftigung zu füllen. Job, Hobbys, Familie, Freunde. Das Leben eines jeden scheint voller Verpflichtungen. Der Tag eines Jeden hat dennoch nur 24 Stunden. Und jeder Mensch hat nur dieses eine Leben. Selbst während er vermeintlich untätig ist und beispielsweise auf dem Sofa liegt, läuft dennoch der Fernseher nebenbei, es läuft ein Film im Internet oder es werden die Kontakte im Social Network gecheckt. Wir verbringen immer weniger Zeit wirklich nur mit uns. es scheint schon beinahe verpönt sich zu langweilen oder nichts zu tun.
Richte Dir in Deinem Alltag deswegen auch Zeiten ein, die Du bewusst nur mit Dir selbst verbringst. Gönn Dir eine Massage, einen Thermalbad-Aufenthalt. Zieh Dich auf Dein Sofa zurück und lies ein gutes Buch. Mach einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur. Geh ins Kino zu einem Film, der Dir zusagt. Geh essen. Nimm an einem Yoga-Kurs teil (oder natürlich auch gern an jedem anderen Kurs, der die gefällt und Du Interesse daran hast).
Und vor allem: Meditiere! Gibt deiner Seele die Möglichkeit sich mit Dir auszutauschen, mit Dir ins Gespräch zu gehen. Und höre ihr gut zu. Du wirst erstaunt sein, was dabei alles zutage treten kann und was sie wirklich möchte. Was DU wirklich möchtest. Was DU Dir von Deinem Leben wünschst.