Im Gegensatz zu Männern leben Frauen einen Großteil ihres Lebens in einem immer wiederkehrenden Zyklus von Werden und Vergehen. Sie sind verbunden mit den universellen Lebenszyklen. Jeden Monat wieder. Alle 28 – 32 Tage. 12 mal im Jahr. Und das etwa 30 Jahre lang. Doch traurigerweise sind nur wenige Frauen über diesen Zustand glücklich und erst recht nicht darüber bewusst.
Der weibliche Zyklus – unterdrückt und missverstanden
Für viele Frauen ist ein einziger weiblicher Zyklus ein wahres Feuerwerk an (Un-)Gefühlen und (Miss-)Empfindungen: Noch bevor Mutter Natur ihr Werk vollbringt, setzen schon die ersten Begleiterscheinungen ein. Die Palette reicht hier von Stimmungslabilität, Reizbarkeit und Abgeschlagenheit über Kopfschmerzen, Brustspannen und erste Rückenschmerzen bis hin zu generellem Unwohlsein. Diese Symptome steigern sich bei vielen Frauen noch, wenn Mutter Natur dann endgültig über sie hereinbricht, und halten dann locker 1 – 3 Tage an. Nicht selten fühlen sich Frauen in diesen Tagen emotional sehr zurückgezogen, dünnhäutig, eingeschränkt leistungsfähig, in der Außenwelt fehl am Platz, passen ihre Kleiderwahl diesen besonderen Tagen im Monat an (die weiße Stoffhose bleibt also im Schrank), haben immer die nächstliegende Toilette im Blick, um bei Bedarf spontan verschwinden zu können und verfluchen den Zyklusübergang doppelt, wenn er ausgerechnet in die Urlaubszeit fällt und sie brav am Strand auf dem Handtuch liegen bleiben (müssen), wenn sich alle anderen im Wasser tummeln. Für viele heißt es dann: Augen zu und durch. In ein paar Tagen ist alles wieder im Lot! … bis in 21 Tagen das Spiel von Neuem beginnt.
Doch auch diese 21 Tage sind dann nicht zwingend von Ruhe und körperlicher Harmonie geprägt. Einige Frauen sind auch um die Zeit des Eisprungs herum mit Missempfindungen „gesegnet“. Auch in diesem kurzen Zeitraum können Stimmungsschwankungen auftreten und körperliche Symptome wie Kopfschmerzen Ziehen im Unterleib sowie im Rücken auftreten. Daher ist für eine Frau so ein Zyklus ein wahres Auf & Ab, dem die Wenigsten gleichgültig, aber leider viel zu oft ablehnend gegenüberstehen.
Das sexuelle Verlangen schwankt mit den Zyklusphasen. Das Leben einer Frau ist, hinsichtlich ihrer Weiblichkeit, geprägt von Ängsten und Zweifeln. Wird eine Schwangerschaft angestrebt, herrscht eine monatliche Angst vor, die Menstruation setze erneut ein, das untrügliche Zeichen dafür, dass die gewünschte Empfängnis nicht eingetreten ist, was vielen Frauen einem Versagen gleichkommt. Gleichermaßen geht es den Frauen, die erfolgreich eine Schwangerschaft verhindern mögen, denen zwar die einsetzenden Menstruation Erleichterung bringt, sie die mit der Regel verbundenen Symptome aber dennoch ablehnen.
Der weibliche Zyklus als gesellschaftliches Tabu
Immer mehr Frauen haben Probleme mit ihrem Zyklus. Die Zyklen sind unregelmäßig, entweder zu lang oder zu kurz, die Blutungen zu stark und schmerzhaft. Während der Menstruation helfen sich viele Frauen mit Schmerzmitteln über die Zeit, der Zyklus wird mit hormonellen Medikamenten reguliert (z.B. mit der Pille) oder zum Teil gar gänzlich zum Erliegen gebracht (wie dies oft bei Hormonimplantaten und 3-Monatsspritzen der Fall ist). Die Schulmedizin sucht immer neue Wege den weiblichen Zyklus unter Kontrolle zu bringen und an die Anforderungen eines modernen und leistungsbezogenen gesellschaftlichen Lebens anzupassen: Kinder hervorzubringen, wenn dies ins Lebensmodell und die gesellschaftlich-wirtschaftlichen und politischen Vorstellungen passt, den Zyklus selbst aber soweit auszuschalten, damit die Frau immer funktioniert und leistungsfähig bleibt. Der Arbeitsalltag verlangt von Frauen ihre Natürlichkeit zu verleugnen, sich gegen ihre Körperlichkeit zu stellen und jeden Tag gleich zu sein. Jedes Anzeichen von Stimmungswechsel oder Unwohlsein wird als Laune abgetan und es herrschen viele böse Sprüche in der Gesellschaft zu dieser Zeit vor wie „Die hat sicher ihre Tage!“.
Trotz aller Aufgeklärtheit, wird das Thema Weiblichkeit und Menstruation versteckt und tabuisiert. Sie zwingt Frauen immer noch ihre Weiblichkeit zu verstecken, um nicht schwach, verletzlich oder körperlich benachteiligt zu wirken, obwohl es ganz einfach Zeiten in unserem Zyklus gibt, in denen wir uns gern zurückziehen wollen und wir uns nicht wohlfühlen, und wir diesem Unbehagen auch gern Raum geben würden bzw. wissen wollen, dass man uns diesen Raum lässt. Doch im Leben von modernen Leistungsgesellschaften wie der unseren ist es schwierig mit dem persönlichen Biorhythmus zu leben und die Bedürfnissen, die jede Zyklusphase hervorbringt, zu achten und nach dem eigenen Empfinden zu leben.
Frauen nehmen lieber hin sich mit ihrer zyklischen Weiblichkeit zu verstecken und sich anzupassen als aufzufallen oder als zickig, launisch, unzuverlässig oder verrückt zu gelten. Das andauernde Gefühl der Scham schränkt uns Frauen ein. Keine Frau spricht darüber, schiebt andere Gründe vor, wenn sie doch irgendwie gezwungen ist zuzugeben sich nicht wohl zu fühlen.
Damit wenden wir Frauen uns jedoch von unserer Natur ab und letztlich natürlich auch von unserer Weiblichkeit. Wir verlernen auf unseren Körper zu hören, in Harmonie mit unserem Körper – und damit auch unserer Seele – zu sein und ihn bis in seine kleinste Reaktion und Veränderung hin zu kennen.
Umgang von naturverbundenen Völkern mit dem Zyklus der Frau
Seit jeher werden Rituale in den verschiedensten Kulturen dazu benutzt Menschen in besonderen oder auch kritischen Lebensphasen Halt, Mut und Hoffnung zu geben und ihren Glauben an sich selbst und ans Universum zu stärken. Naturvölker beispielsweise zelebrieren seit jeher Fruchtbarkeitsrituale, weil sie um die Bedeutung der Fruchtbarkeit der Frau wissen, ohne die ihr Volk aussterben würde. Sie feiern und würdigen deswegen auch die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen des Lebens der Menschen ihres Volkes wie die Geburt, die erste Menstruation und damit der Eintritt eines Mädchens ins Leben einer Frau und ihrer Fruchtbarkeit, die für das gesamte Volk schließlich von Bedeutung ist. Aber auch die Wechseljahre und der Tod finden Beachtung.
Naturvölker zelebrieren mehrtägige Feste, wenn in ihrem Volk ein Mädchen seine erste Menstruation hat. Bei einigen Indianerstämmen wird die Zeit der Menstruation als etwas Heiliges und der Frauen größte Kraft angesehen. Die menstruierenden Frauen durften in dieser Zeit unter sich sein, ihre ganze Energie und Konzentration während dieser Zeit auf Meditation und ihre eigene spirituelle Entwicklung ausrichten, um hinterher, angefüllt mit frischer Kraft und neuen Erkenntnissen, in den Kreis ihres Volkes zurückzukehren.
Die Menstruation stellt für diese Kulturen ein kosmisches Ereignis dar, die Frau steht in direkter Verbindung zum Mond und seinen auch die Erde beeinflussenden Phasen und Zyklen.
Völker und Kulturen, das Thema Menstruation ablehnen und tabuisieren, Frauen verstecken und sogar quälen oder verstümmeln, haben Angst vor der weiblichen Urkraft und lehnen die Kräfte ab, die die Natur den Frauen geschenkt hat: nämlich mit der Natur in Einklang zu leben und neues Leben zu erschaffen.
Verbinde Dich mit Deinem Zyklus
Gerade Frauen über 30 werden sich dieses Missstands wieder zunehmend bewusst und sensibilisieren sich für das zyklische Leben ihres Körpers und ihrer eigenen Natur.
In Bezug auf transformierende Prozesse haben wir Frauen einen unheimlich großen Vorteil: Wir tragen jeden Monat wieder das gesamte Potential zur Transformation in uns, stehen der Natur und dem All-Bewusstsein durch unseren Zyklus und die Verbindung zu den Mondphasen viel näher. Unsere Emotionalität lässt uns achtsam sein, wenn wir der Stimme unserer Urkraft wieder lernen zu lauschen und unsere wahre Kraft leben. Wir sind nicht nur ein Teil der Schöpfung, wir sind gleichzeitig selbst Schöpferinnen. Die ganze Kraft der Schöpfung liegt in uns und lässt in uns neues Leben entstehen.
Wir haben definitiv keinen Grund uns zu verstecken oder gar zu schämen für das, was monatlich mit unserem Körper passiert. Die Natur hat es so eingerichtet und hat sich dabei etwas gedacht. In unserer in so vielen Dingen künstlichen Welt ist der Menstruationszyklus und die Geburt noch etwas so Urtümliches und Natürliches.
Deswegen lebe auch Du Deinen Zyklus wieder. Verbinde Dich mit Deinem Körper und seinen Vorgängen. Nimm Deine Energien während des gesamten Zyklus aktiv wahr. Unterdrücke nicht, was Du fühlst und wahrnimmst, sondern akzeptiere alle sich ständig wandelnden Veränderungen. Überwinde die Spaltung zwischen Körper, Geist und Seele. Fühle Dich ein, was während eines Zyklus körperlich, psychisch und emotional alles passiert, auch außerhalb der Menstruation. Verbinde Dich mit Deinem Körper. Und wenn Du weißt, dass die Regel naht, bewohne ihn so umfassend wie Du kannst. Nimm wahr, welche Veränderungen das Einsetzen der Menstruation begleiten, aber beurteile diese Veränderungen nicht, sondern lass die Schwankungen zu, die Dich und Deinen Zyklus auf energetischer und emotionaler Ebene begleiten. Gib Deinen inneren Bedürfnissen nach Rückzug oder Nähe nach. Genieße, wie die Natur durch Dich wirkt und Du im Einklang mit dem Mondzyklus bist.
Du wirst feststellen, dass dann Dein Zyklus nicht nur mit Einschränkungen und Unwohlsein oder Unbehagen einhergehen muss. Hast Du Dich erst einmal mit der weiblichen Urquelle verbunden, wird der Menstruationszyklus zu einem wertgeschätzten Teil Deines Lebens, den es aus dem Alltag nicht mehr auszugrenzen gilt.
Und er wird nebenbei von immenser Bedeutung für Deine Liebe zu Dir selbst. Diese Achtsamkeit Deinen Zyklus hinweg wird Dich Dir selbst näher bringen und Dich mit neuem Gefühl und Verständnis für Dich selbst und Deine eigenen Belange einhergehen.
♥ Sei die, die Du bist – jede einzelne Minute ♥