Kennst Du das? Jeden Morgen setzt immer wieder aufs Neue der Und-täglich-grüsst-das-Murmeltier-Effekt ein: Der Wecker klingelt unheimlich laut und immer zu früh, nachdem Du gefühlt erst drei Stunden überhaupt geschlafen hat. Du drückst wagemutig unzählige Male die Snooze-Taste, während der Monkey mind schon den Tag strukturiert und die ersten Stresshormone freisetzt. Du dehnst die Zeit im Bett soweit aus bis es letztlich knapp wird all die Dinge zu tun hat, die man morgens eben so zu tun hat. Sitzt dann zermatscht und pseudomunter am Tisch, der Rechner wird hochgefahren, die Mails oder Nachrichten gecheckt, während Du das frühe Aufstehen versuchst mit Kaffee zu kompensieren. Während Du noch in der einen Minute den Eindruck hast, Du hast genug Zeit, folgt schlagartig nach einem Blick auf die Uhr die Shit-Shit-Shit-Phase und Du hetzt los. Dann geht es tagsüber Schlag auf Schlag. Ein Termin jagt den nächsten. Abends noch voller Pflichtbewusstsein die privaten Verabredungen oder Kurse (Fitness-Studio, Yoga, Meditation etc.) abgearbeitet bis Du wieder daheim ankommst und halbtot im Sofa versinkst..
Du lebst nur noch auf Autopilot von Wochenende zu Wochenende? Und die vergehen dann wie im Flug, weil Du von der Woche ausgelaugt bist, nicht alles schaffst, was Du Dir vorgenommen hast? Und Sonntagabend tut sich Unruhe in Dir auf, weil das Hamsterrad bereits wieder Auftrieb bekommt?
Dann ist endlich Zeit, um wieder mehr Achtsamkeit und Bewusstsein in Deinen Alltag zu bringen.
Warum überhaupt eine Morgenroutine?
(Morgen)Routinen sind immer wiederkehrende Abläufe oder Handlungen, die dazu bestimmt sind den Morgen wach und bewusst zu erleben und sich selbst etwas Gutes zu tun.
Der Mensch ist ein Gewohnheitswesen. Rituale und gewissen Routinen im Tagesablauf geben uns Sicherheit und vermitteln uns ein Gefühl von Geborgenheit im Alltag. Diese Routine mit Achtsamkeit und für sich selbst sinnvollen Handlungen gestaltet, legt einen positiven Grundstein für den ganzen nachfolgenden Tag. Das Grundgefühl der Positivität kann Dich dann den ganzen Tag hindurch, wenn vielleicht auch nur unterschwellig, begleiten.
Damit legst Du das Gefühl ab, lediglich Marionette zu sein, zu der andere Menschen oder äußere Lebensumstände die Fäden in der Hand halten. Du nimmst Deinen Tag achtsamer wahr, gestaltest ihn aktiv selbst und Deine positiven Schwingungen werden auch Menschen, denen Du tagsüber begegnest, bewegen und mitreißen. Du bist nicht länger Projektionsfläche für schlechte Laune und Negativität.
Die eigene Routine am Morgen finden
Eine Morgenroutine ist etwas ähnlich Persönliches wie Deine Persönlichkeit selbst. Du kannst kaum eine morgendliche Ritualisierung eines anderen Menschen 1:1 für Dich übernehmen.
Das Wichtigste ist, dass es auf Dich und Deine Bedürfnisse passt. Meist stellt man auch keinen Ablauf gleich so zusammen und nimmt ihn dann als gegeben hin. Eine Morgenroutine ist ein Prozess und darf Stück für Stück entstehen und verändert sich je nachdem, wie sich auch die Umstände in Deinem Leben verändern, Aufstehgewohnheiten oder Jahreszeiten wechseln. Deine Morgenroutine sollte also zu Dir passen, sich für Dich richtig und gut anfühlen, Dich motivieren, erfrischen und Sinn ergeben für Dich ergeben.
Alles ist dabei möglich. Es können körperbezogene Dinge sein, die mit Ernährung oder Sport zu tun haben, aber auch Dinge, die Dich morgens mental begleiten und unterstützen. Vielleicht steht für Dich gerade ein besonderes Lebensthema an, das immer wieder Deine Aufmerksamkeit fordert? Träume, die immer wieder auftauchen und Dich beschäftigen? Oder befindest Du Dich in einer Fastenzeit, einer Zeit des bewussten Verzichts auf etwas?
Auch musst Du nicht fürchten, dass Dich eine morgendliche Routine irgendwie einschränkt. Die meisten Menschen haben eine Routine am Morgen, nur nehmen sie die selten als solche wahr bzw. ist sie oft nicht zuträglich für den Tag gestaltet. Ein routinierter Ablauf am Anfang eines Tages muss nichts Starres oder Rigides haben. Sie ist nicht unumstößlich, wenn sie einmal da ist. Ganz im Gegenteil. Sie lebt schließlich nur durch Dich. Ändern sich Deine Bedürfnisse oder Abläufe, ändern sich auch Tätigkeiten am Morgen. Du gestaltest sie selbst. Erlege Dir also nichts auf, was Dir zuwider ist, sondern bleibe im Fluß mit Deinem Leben.
4 grundlegende Empfehlungen zur Gestaltung eines entspannten Morgens
Ein paar Dinge sind wichtig, um die Routine am Morgen wirklich wirksam und nachhaltig für Dich zu gestalten:
1. Schlafumgebung ordnen
Schlafe nicht im Chaos. Schau, dass Deine Schlafumgebung eine gewisse Ordnung aufweist, denn Unordnung würde sich auch auf Dein Inneres übertragen. Räume also abends als Tagesabschluss noch kurz die gröbsten Dinge ein wenig zusammen, bevor Du zu Bett gehst.
2. Haushalt auf Vordermann bringen
Genauso ist es auch generell mit zu erledigenden Dingen in Deinem Haushalt. Lass nichts bis zum nächsten Morgen liegen, was Du dann morgens unter Zeitdruck noch erledigen musst, bevor Du aus dem Haus gehst oder was Deinen morgendlichen Ablauf empfindlich behindern oder stören würde. Für mich ist das in dem Falle zum Beispiel der Abwasch. Ich möchte gern morgens in die Küche kommen und „neu“ beginnen, statt mich morgens erstmal mit dem dreckigen Geschirr vom Vorabend herumzuärgern oder gar erst etwas abwaschen zu müssen, bevor ich etwas essen oder trinken kann.
3. Verzicht auf mediale Unterhaltung
Verzichte am Morgen auf Massenmedien, ganz besonders auf Radio, Fernseher und das Checken von Nachrichten, e-mails und der sozialen Netzwerke. Du bist Dir durch die Nacht und Deinen Schlaf am Morgen noch näher als den Rest des Tages. Das gilt es morgens etwas auszudehnen und zu genießen. Es ist eine Zeit bewusst für Dich ganz allein, so wie eine Micro-innere-Einkehr (die Dir übrigens auch am Abend noch einmal so begegnen kann und einen genauso schönen Abschluss des Tages darstellt wie die Morgenroutine dies für den Morgen tut).
4. Zeitlicher Rahmen
Nimm Dir morgens so viel Zeit, wie Du Dir selbst wert bist, aber schau mal, ob wenigstens 20 Minuten drin sind. Perfekt wäre auch, wenn Du Raum für Meditation findest, um Dich für den Tag zu zentrieren.
Meine eigene Morgenroutine (als Beispiel) – Schritt für Schritt
Auch ich habe eine ganz persönliche Morgenroutine, die sich mit der Zeit für mich einfach so ergeben hat und mich indes optimal in den Tag begleitet. Einige Elemente wirken vielleicht etwas klinisch, sind aber seit einer Fastenzeit vor 2 Jahren einfach so in meinem Ablauf geblieben, auch nach Beendigung der Fastenzeit, weil ich sie als angenehm empfand und nicht mehr missen wollte. Auch weil ich den Gedanken sehr schön finde, den Körper bei seiner Arbeit etwas zu unterstützen und den Säure-Basen-Haushalt etwas im Gleichgewicht zu halten.
Snooze-Taste, Temperatur messen, Aufstehen
Wenn der Wecker klingelt, werfe ich mir mein analoges Thermometer unter die Zunge, da ich seit über 10 Jahren nach NFP verhüte und somit den Verlauf meines Zyklus im Blick habe. Die Snooze-Taste drücke ich 1x. An besonders risikofreudigen Tagen, gern auch 2x, was mir morgens noch etwa 10 – 20 Minuten im Bett verschafft, die ich tatsächlich brauche, um zu mir zu kommen. Diese nutze ich bereits aktiv für tiefe Bauchatmung, um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Bin ich dann endlich aus dem Bett raus, habe ich die größte Hürde des Tages bereits genommen.
Zungenschaber, Zahnbürste, Ölziehen
Mein erster Gang nach dem Aufstehen führt mich ins Bad, wo ich einen Zungenschaber zum Einsatz bringe, eine Runde Öl ziehe (3 Minuten) und mir gründlich die Zähne putze. Das hilft dem Körper bei der Entgiftung, da sich über die Nacht Giftstoffe auf der Zunge ablagern, die, wenn wir diese gleich nach dem Aufstehen gründlich entfernen, keine Chance haben mit der ersten Nahrungsaufnahme in den Organismus zu gelangen. Das Ölziehen unterstützt diesen Prozess gut und hat eine langfristig positive Wirkung auf das Mundmilieu und den ganzen Körper.
Trockenbürsten des Körpers
Dann betreibe ich eine Runde Trockenbürsten, indem ich mit einer Körperbürste (natürlich aus Naturmaterialien) meinen ganzen Körper etwa 5 – 10 Minuten an den Füßen beginnend immer Richtung Herz bürste. Das bringt den Kreislauf morgens gut in Schwung, belebt ungemein, befreit die Haut von überschüssigen Schüppchen und regt den Organismus an über die Haut als Ausscheidungsorgan Dinge nach außen abzugeben, die innen nicht mehr gebraucht werden.
Dusche und ein großes Glas frisches Wasser
Gleich unmittelbar danach nehme ich eine Dusche (unerläßlich für mich am Morgen, ohne die geht nichts. Duschen ist für mich sicherlich das, was für andere der Kaffee ist) und trinke anschließend ein großes Glas frisches Wasser auf nüchternen Magen (ein stilles aus der Glasflasche). Das unterstützt ebenfalls den Abtransport über Nacht angefallener Giftstoffe aus dem Körper, was Krankheiten vorbeugt und den Stoffwechsel aktiviert. Außerdem wirkt es beruhigend auf einen nervösen Magen und kann ein sauberes Hautbild fördern.
Meditation oder Schreiben
Dann nehme ich mir etwa eine Viertelstunde bis 30 Minuten Zeit zum Meditieren. Meistens läuft es auf eine Stille- oder Atem-Meditation hinaus, um mich zu fühlen und wahrzunehmen, wie es mir geht, wie ich mich fühle und welche Gedanken mich gerade beschäftigen. Bin ich extrem beschwingt und euphorisch, geht auch schon mal ein Mantra.
Alternativ dazu schreibe ich gern morgens auch mal, wenn ich das Gefühl habe, etwas ist in mir und verlangt nach Ausdruck. Für diese sogenannten Morgenseiten nehme ich mir dann ebenfalls 15 – 30 Minuten Zeit, lasse fließen, was da ist. Handschriftlich, versteht sich. Das gibt der Kreativität Aufschwung und passt zum Tempo der eigenen Seele am Morgen. Weiss ich nach dem Aufwachen schon genau, dass mir heute morgen nach Schreiben ist, kann es auch passieren, dass ich das noch im Bett direkt vor dem Aufstehen zelebriere, denn dann ist der Geist noch nicht im Modus Gedankenlärm angekommen und kann sich freier und weniger verstandlastig ausdrücken.
Ayurvedischer Porridge & Tee zum Frühstück
Was das Frühstück angeht, variiere ich ab und an. Entweder ich mache mir morgens einen Porridge nach ayurvedischem Rezept (den koche ich oft schon vor oder bereite ihn gleich für mehrere Tage vor) oder ich belasse es bei Tee und esse erst am späten Vormittag bzw. Mittag etwas.
Dankbarkeit
Auf dem Weg zur Arbeit, meistens schon an der Haltestelle, schaue ich, wofür ich heute und jetzt gerade dankbar sein kann. Das kann das Wetter sein, ein gutes Gefühl, gute Laune. Diese Achtsamkeit mir gegenüber führt dazu mich aus den negativen Gedankenschleifen herauszuholen, in denen man sich gerade morgens leicht verfangen kann, wenn es einem schwerfällt aufzustehen und der Arbeit und einem langen Tag entgegenzusehen. Ich kann dann wahrnehmen, dass gar nicht alles so sch*** ist, wie es auf den ersten Blick ist. Ich kann sehen, dass ich eigentlich die kühle Luft am Morgen total mag, dass die aufgehende Sonne unglaublich schöne Farben an den Himmel zaubert, dass ich es liebe dabei zu sein, wenn der Tag und die Stadt erwachen. Und all dies löst so angenehme Emotionen in mir aus, dass ich beschwingter in den Tag gehe.
Komm auch Du schon morgens bei Dir an
Mich hat dieser Ablauf extrem aus meinem morgendlichen Autopiloten-Dasein herausgebracht und ich gehe seither nicht mehr aus dem Haus wie einer der Statisten in The Walking Dead. Ich bin auf dem Weg zur Arbeit, oder wohin auch immer, fokussierter, weniger gestresst und vor allem weniger mit negativen Gedanken beladen. Ein Zeremoniell, das mich aktiv durch den Tag trägt.
Das klingt alles viel und der eine oder andere wird sicher denken, dass man dazu erst einmal die Zeit haben muss. Auch mir fällt es nicht immer leicht alle Elemente in Ruhe auszuführen. Auch mich bedrängen dann morgens manchmal Zeitnot-Gefühle oder Gedanken an die Pflichten, die anstehen. Aber das darf sein. Nicht jeder Morgen ist gleich. Wichtig ist, dass Du Dir vornimmst, den Morgen achtsam und für Dich selbst zu beginnen. Starte mit kleinen, wenigen und für Dich wichtigen Elementen. Dehne sie aus, wenn Du merkst, dass die Umsetzung auch für Dich funktioniert. Spiele damit und lass Dich von Deinen Bedürfnissen inspirieren.
Habe ich selbst einmal frei und es ist niemand im Haus, dehne ich das Geschehen am Morgen gerne noch etwas aus und genieße in vollen Zügen, die Zeit, die ich nur für mich habe.
Lass auch Du Dich führen von dem, was Dein Körper und Deine Seele morgens brauchen..
Zur Morgenroutine gibt es hier übrigens auch ein abendliches Pedant!
Ein Gedanke zu “Finde Deine persönliche Morgenroutine”
Das ist wirklich ein sehr anregender Text. Meine Morgen sehen leider gar nicht so aus, sondern gestalten sich genau gegensätzlich. Alles schnell erledigen, kaum Zeit für einen selbst, Blick aufs Handy, im Kopf schon in der Arbeit, keine Zeit um etwas zu essen. Das alles nur um vielleicht ein paar Minuten länger zu schlafen. …
Vielen Dank für deinen Gedankenanstoß
Herzliche Grüße